Verhaltensforschung

Auch Affen haben ihre eigene Kultur

REUTERS
  • Drucken

Lernen Menschen ganz anders als Primaten? Diese Überzeugung gerät nun ins Wanken: Wie Schimpansen nach Termiten fischen, lässt sich nur durch kulturelle Unterschiede ihrer Populationen erklären.

Seltsam: Menschen und Schimpansen sind einander genetisch sehr ähnlich. Aber nur Menschen ist es gelungen, Smartphones zu bauen, Romane zu schreiben und politische Debatten zu führen. Warum? Der Anthropologe Michael Tomasello hat darauf 1999 eine lange wegweisende Antwort gegeben: weil wir zu „kumulativem kulturellen Lernen“ fähig sind. Wir erkennen andere als Lehrer an, imitieren sie in allem, weil wir sie als gleichartige Wesen erkennen, deren Bedürfnisstruktur wir grundsätzlich teilen.

Schüler hören zu, wenn der Lehrer den Satz des Pythagoras erklärt, obwohl sie das aktuell weder satt noch zufrieden macht (meist eher im Gegenteil). Bemerkt aber ein Affe, dass ein Artgenosse mit einem Stab in den Termitenhügel sticht, dann interessiert ihn das nur, wenn er gerade selbst Hunger hat. Er studiert auch nicht das Vorgehen, sondern registriert nur, dass man beim Termitenfischen einen Ast verwenden kann – und probiert es selbst aus. Mit dem (Miss-)Erfolg, dass jede Generation von Affen neu mit dem Lernen anfangen muss. Allein wir Menschen bauen auf den Erkenntnissen unserer Ahnen auf und steigen immer höher.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.