Kulturkampf

Die vielen Masken der Nancy Pelosi

Demonstrativ. Nancy Pelosi setzt gerne Statements.
Demonstrativ. Nancy Pelosi setzt gerne Statements. (c) REUTERS (KEVIN LAMARQUE)
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Mund-Nasen-Schutz wird in den USA zum symbolträchtigen Politikum. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses weiß das Statement nicht nur modisch für sich zu nutzen.

Maske, oder keine Maske, das ist hier die Frage: Während in Österreich das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes teilweise verpflichtend ist, schaut die Situation in den USA anders aus. Präsident Donald Trump negiert bereits seit Wochen die Empfehlungen der Gesundheitsexperten und verzichtet dankend. Dies sei unmännlich, da es die Angst vor dem Virus visuell deutlich macht, heißt es zur Erklärung von Experten in diversen Medien. Außerdem schränke es die Grundfeste der USA - nämlich Freiheit und Selbstbestimmung um jeden Preis - ein. Vielleicht glaubt der Präsident aber auch, dass er durch das Tragen einer Maske nicht gleich als einer der mächtigsten Männer der Welt erkannt wird. Schließlich decken Masken einen Großteil des Gesichts ab. Dabei ist Trump doch auch aufgrund anderer Markenzeichen - Stichwort Haupthaar - gut zu erkennen.

Während Trump sich jedenfalls „oben ohne“ den Herausforderungen der Pandemie stellt, verfolgt Nancy Pelosi, Demokratin und Vorsitzende des Repräsentantenhauses, eine andere Strategie, die einen Kulturkampf offenbart. Die 80-Jährige trägt Masken und stimmt diese sogar auf ihre Outfits ab. Seitenhiebe auf den Präsidenten, die je nach Muster und Farbe mal mehr, mal weniger deutlich ausfallen. Von der Politik des Präsidenten distanziert sie sich so auch optisch. Dass sich Pelosi und Trump spinnefeind sind und nicht die gleichen Agenden verfolgen, macht schon alleine das Tragen der Masken einem Beobachter klar – auch wenn er sich mit den inhaltlichen Differenzen nicht auseinandersetzt.

Eine kleine Auswahl der Masken Pelosis.
Eine kleine Auswahl der Masken Pelosis. Getty, Reuters, AFP

Pelosi setzt damit einen klugen Schachzug. Sie macht zum einen die Problematik des Virus sichtbar, zum anderen zeigt sie, dass sie sich damit - bereits auf der vestimentären Ebene - auseinandersetzt. Wenn sie sich schon so viel Gedanken um die richtige Maske macht, dann wird sie sich wohl auch bei gesundheitspolitischen Fragen nicht leichtfertig agieren, so der Schluss. Das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes wird zum Statement, ist aber weit mehr als nur ein modisches. Es ist ein politisch aufgeladenes Symbol für die unterschiedlichen Herangehensweisen der Demokraten und Republikaner an die Pandemie.

Aufgefallen ist den Medien der Kampf um die Maske längst. Auch nicht schaden kann es, dass Parteifreundin Hillary Clinton Pelosi den Rücken stärkt, indem sie auf Instagram schreibt: „ Die Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus führt auch in Sachen Masken-Anzug-Abstimmung.“ Und dass pro von ihr gekaufter Maske - die sie übrigens in einer Boutique namens Donna Lewis in der Stadt Alexandria kauft – eine weitere an ein Krankenhaus gespendet wird, fügt sich ebenso ins gute Image.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Diese abgedroschene, wenngleich einprägsame Phrase beschreibt auch die Politik in den USA. Und Pelosi weiß um die Macht der Bilder. Schon im Februar, bei der „State of the Union"-Rede nutzte die 80-Jährige symbolkräftige Gesten für sich und zerriss eine Kopie von Trumps Rede demonstrativ. Nun grenzt sie sich erneut visuell von Trump und dessen Politik ab.

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