Pharmabranche

Merck übernimmt Themis und verstärkt Covid-Impfstoff-Suche

Das Merck-Logo auf dem Unternehmensgelände in Linden im US-Bundesstaat New Jersey.
Das Merck-Logo auf dem Unternehmensgelände in Linden im US-Bundesstaat New Jersey.REUTERS
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Der Pharmariese Merck übernimmt den Wiener Impfstoffspezialisten Themis. Damit soll die Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs beschleunigt werden.

MSD, ein Unternehmen der US-amerikanischen Merck & Co, übernimmt den Wiener Impfstoffspezialisten Themis. Die Übernahme soll die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffkandidaten von Themis beschleunigen, teilte MSD am Dienstag mit. Das Präparat befinde sich in der präklinischen Entwicklung, die klinischen Studien sollen noch heuer beginnen.

"In den letzten Jahren hat Themis eine einzigartige und vielseitig einsetzbare Immunmodulationsplattform aufgebaut, die es ermöglicht, Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten, wie Covid-19 zu entwickeln", wird Erich Tauber, Chief Executive Officer von Themis, in der Aussendung zitiert.

Im März 2020 hat Themis mit dem Institut Pasteur und dem Center for Vaccine Research an der University of Pittsburgh ein Konsortium geschlossen, um einen Impfstoffkandidaten gegen Sars-CoV-2 zu entwickeln. Dieses Projekt wird durch die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) finanziell unterstützt.

Standort bleibt erhalten

Trotz der Übernahme durch Merck/MSD wird die Forschung und Entwicklung von Themis Bioscience weiterhin aus Wien betrieben. Das Wiener Unternehmen hat nun allerdings vollen Zugang auf das Vertriebs-Know-how eines internationalen Pharma-Konzerns. Nun können die entwickelten Produkte schneller und in weltweit entsprechender Menge angeboten werden, hieß es in einer Aussendung.

"Themis Bioscience zeigt auf, wie viel Know-how gerade im Bereich der Life Sciences in Österreich vorhanden ist. Mit dem Investment in den Standort Österreich wird die Life Science-Branche nun noch weiter gestärkt, das liefert die Basis für weitere Innovationen "Made in Austria", sagt Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort.

Einen Erfolg stellt der Deal auch für den aws Gründerfonds, eine österreichische Venture Capital-Gesellschaft dar. Mit Themis Bioscience wurde nun bereits der zehnte Exit erreicht. Der aws Gründerfonds war seit 2016 beteiligt und freut sich besonders über den Erfolg. Über das genaue Investment wurde zwar Stillschweigen vereinbart, aber erst kürzlich wurde Themis in den Medien als österreichisches "Soonicon" (Soon-to-be-Unicorn) tituliert.

"Durch den erfolgreichen Exit mit hoher Rendite fließt nicht nur Kapital zurück in den Standort, sondern Wien kann sich erneut als internationaler Hotspot im Biotech-Bereich zeigen", erklärte Ralf Kunzmann, Geschäftsführer des aws Gründerfonds. Das beim Einstieg vor vier Jahre eingeschätzte "enorme Potenzial" bei Themis sei "in mehrfacher Hinsicht übertroffen" worden.

Bereits mehrere namhafte Risikokapitalgeber haben die Entwicklung vorangetrieben, darunter der New Yorker Investmentfonds GHIF - mit der Bill & Melinda Gates Foundation im Hintergrund - sowie auch Wellington Partners. Themis Bioscience wurde 2009 von CEO Erich Tauber gegründet und beschäftigt aktuell 38 Personen.

Keine Impfstoff-Vereinbarung mit den USA

Das Institut Pasteur, CEPI und MSD haben sich darauf geeinigt, die Preise für einen allfälligen Impfstoff so zu gestalten, dass er allen, auch Ländern mit niedrigem Einkommen, zugänglich ist, heißt es in der Aussendung. Es gebe keine Vereinbarung mit der US-Regierung, den USA einen Impfstoff zuerst zur Verfügung zu stellen, erklärte Vorstandschef Kenneth Frazier am Dienstag.

Merck vereinbarte zusätzlich zur Übernahme von Themis zwei Kooperationen zur Entwicklung eines Impfstoffes und eines Medikaments zur Behandlung der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Bisher hat sich der Konzern weitgehend aus der Suche nach Covid-19-Behandlungen herausgehalten. Zum Kaufpreis für die Wiener Themis machte Merck keine Angaben.

Der Konzern will zudem in einer Zusammenarbeit mit der Internationalen Aids-Impfstoffinitiative IAVI einen weiteren Impfstoff entwickeln. Er basiert auf der gleichen Technologie wie der Ebola-Impfstoff Ervebo von Merck, der kürzlich von der Europäischen Kommission und der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen wurde.

Mit dem US-Biotechunternehmen Ridgeback Biotherapeutics will Merck darüber hinaus an einem Medikament zur Behandlung von Covid-19 arbeiten. Das Mittel von Ridgeback, an dem Merck die weltweiten Rechte übernimmt, soll die Vermehrung des Virus im Menschen verhindern und sich in Studien mit Tieren als vielversprechend erwiesen haben. Klinische Studien zur Wirksamkeit der Arznei sollen noch 2020 beginnen.

(APA)

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