"Presse" exklusiv

Arzt verließ OP: „Wüsste nicht, bei wem ich mich entschuldigen sollte“

Symbolbild.
Symbolbild.(c) REUTERS (REGIS DUVIGNAU)
  • Drucken

Der Herz-Thorax-Chirurg, der in Linz eine Operation verließ, um Termine in seiner Privatordination wahrzunehmen, ist sich keiner Schuld bewusst. Er bekämpft seine Entlassung und will künftig wieder im Kepler Universitätsklinikum arbeiten. Dafür rechnet er mit Rückendeckung aus der Politik.

Er habe keinen Fehler gemacht, werde sich bei niemandem entschuldigen und sei nur durch seine „Hilfsbereitschaft und eine Verquickung von unglücklichen Umständen“ in diese Situation gekommen. Darüber, wie die Klinikleitung mit ihm umgehe, sei er „entsetzt“ und „wahnsinnig enttäuscht“. Das sagt der auf Herz- und Thorax-Operationen spezialisierte Chirurg, der am 5. Mai im Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) eine Operation verließ, um zwei Termine in seiner nahegelegenen Privatordination wahrzunehmen.

Der 77-jährige Patient, der mit einem Aortariss eingeliefert worden war, starb noch vor Beendigung des Eingriffs an einem Herzinfarkt. Obwohl eine Obduktion bisher keinen eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen dem Tod des Mannes und dem Verhalten des Arztes ergab, wurde er zunächst suspendiert und wenige Tage später wegen „schweren Dienstpflichtverletzungen“ entlassen. Dagegen geht er nun vor. Denn er sei sich keiner Schuld bewusst, schließlich habe es bei der Übergabe an die beiden Assistenzärzte keinen Hinweis auf Komplikationen gegeben, im Operationszimmer nebenan habe sich zudem ein weiterer Oberarzt befunden, der im Notfall jederzeit hätte eingreifen können.

„Ich war zum ersten Mal in so einer Zwickmühle, letztlich wollte ich es allen recht machen“, sagt der Chirurg im „Presse“-Gespräch. „Wie die ganze Sache lief, ist sehr sehr unglücklich.“

„Ja, die Optik ist schief"

An diesem Tag habe er nicht wie kolportiert Bereitschaftsdienst gehabt, sondern sei als Teil eines von zwei OP-Teams zu Hause gewesen, um für etwaige Corona-Fälle zur Verfügung zu stehen. Die Operation habe er wegen seiner Dringlichkeit, und weil kein anderer Chirurg verfügbar war, „in meiner Freizeit“ angenommen. In der Annahme, bis zu seinen Terminen am späten Nachmittag – „zwei vor einem Eingriff stehende Herzpatienten mit etwa 100 Kilometer Anfahrt“ – mit dem größten Teil der Operation fertig zu werden und dem diensthabenden Oberarzt zu übergeben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kepler Universitätsklinikums
Patient gestorben

Arzt verließ OP: "Erschüttert über fehlendes Schuldbewusstsein"

Der Ärztliche Leiter des Linzer Kepler Universitätsklinikums wirft dem Chirurgen, der eine Operation verließ, um Termine in seiner Privatordination wahrzunehmen, „Rechtsbruch" vor. Er gieße Öl ins Feuer und mache Stimmung gegen die Ethik der Ärzte.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.