Wie sich der Kundenzuspruch verändert hat und was sich die österreichische Designerin Rani Bageria von dem amerikanischen Unternehmer und Investor Jeff Bezos wünscht.
Die gebürtige Tirolerin Rani Bageria hat an der renommierten Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen Mode studiert. Bekannt ist ihr gleichnamiges Label für seine Ancleboots und Mules. Erzeugt werden die Schuhe von einem kleinen italienischen Familienunternehmen in Marche.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um?
Es ist eine Zeit der Reflexion, von Neuanfängen und Veränderung. Ich konnte mich sammeln, zur Ruhe kommen und daraus neue Inspiration schöpfen.
Wie kann es in der Mode weitergehen, was wird sich Ihrer Meinung nach verändern?
Es wird eine stärkere Tendenz zum Lokalen, Handgemachten und Zeitlosen geben. Der Onlinehandel wird außerdem einen extremen Anschub bekommen.
Geschäfte dürfen jetzt wieder offen halten, ist das eine Erleichterung? Können Sie schon abschätzen, wie sich die Situation entwickelt? Wie steht es um Öffnungszeiten, Umsatz, Kundenzuspruch?
Ich bediene eine Nische die weiterhin Zuspruch hat und haben wird und bin es gewohnt, mit schwierigen Situationen zu jonglieren.
Gibt es Modelle, die jetzt besonders gern gekauft werden?
Alle Variationen von schwarzen Stiefeln, zeitlose Investments sozusagen.
Wie hat sich der Kundenzuspruch in Ihrem Onlineshop verändert?
Er hat auf internationaler Ebene etwas zugenommen.
Welche Art von Unterstützung würde Ihnen jetzt besonders helfen, bekommen Sie Unterstützung aus einem der Hilfsfonds?
Ich fände es gut, die Sozialversicherungsbeiträge und Mieten zu reduzieren, der Härtefall-Fonds fiel für mich mager aus. Überhaupt sind Steuer und Sozialversicherung für Klein- und Mittelverdiener unverhältnismäßig hoch im Vergleich zu Vielverdienern.
Kann die Krise auch eine Chance für eine positive Entwicklung darstellen? Wie könnte dies aussehen?
In einer Zeit des Umbruchs entstehen viele Innovationen. Die Welt verändert sich schnell, jeder Moment eine neue Realität. Vielleicht fasst man den Mut etwas anzugehen, was man bisher nicht gewagt hat, man könnte sich besinnen, nach welchen Werten man leben möchte und das eigene Leben jetzt umgestalten. Krisen sind unangenehm, aber nach jedem Sturm kommt irgendwann die Sonne raus. Es ist wichtig, dynamisch zu bleiben zu vertrauen, dass man sich vor Veränderung nicht fürchten muss, wir haben Gestaltungsmöglichkeiten.
Ich würde mir auch wünschen, dass Jeff Bezos [Gründer und CEO von Amazon, Anm. d. Redaktion] sein Vermögen nicht in ein Space Projekt investiert, von dem er denkt, dass es in ein paar hundert Jahren die Welt retten wird. Sondern es zurück in die Gesellschaft gibt und zwar in Form von zeitgemäßer Bildung, die auch den Umgang mit Emotionen und Selbstwahrnehmung umfasst, um das Potential all der jungen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten frei zu machen. Jeff Bezos sagt, in ein paar hundert Jahren eröffnet er Möglichkeiten für die vielen Einsteins die dann geboren sein werden. Ich bin überzeugt, dass es hunderte Einsteins bereits gibt, die ihre Fähigkeiten gar nicht entdecken können und von deren Erkenntnissen die gesamte Gesellschaft profitieren würde.