Nachruf

Pharmakologe Oleh Hornykiewicz gestorben

BILLROTH-MEDAILLE F�R OLEH HORNYKIEWICZ
BILLROTH-MEDAILLE F�R OLEH HORNYKIEWICZ(c) APA (Schlager Roland)
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Oleh Hornykiewicz zeigte, dass Mangel an Dopamin im Hirn typisch für die Parkinsonsche Krankheit ist. Er wurde mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Der österreichische Pharmakologe Oleh Hornykiewicz ist gestern, Dienstag, 93-jährig in Wien gestorben. Das teilte seine Familie am Mittwoch der APA mit. Der Wissenschafter hat mit seiner Arbeit die wesentlichen Grundlagen für die Aufklärung und damit auch für die Behandlung der Parkinson'schen Krankheit gelegt. Er wurde dafür mehrmals für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Hornykiewicz wurde am 17. November 1926 in Sychów bei Lemberg (heute Ukraine) geboren. Nach der Flucht der Familie 1940 nach Wien besuchte er das Realgymnasium in Wien und studierte anschließend an der Universität Wien Medizin. Nach der Promotion 1951 begann er am Pharmakologischen Institut der Universität Wien zu arbeiten. Von 1956 bis 1958 war er British Council Stipendiat an der Universität Oxford. Nach Wien zurückgekehrt begann er mit den Untersuchungen über Morbus Parkinson.

1968 folgte er einem Ruf als Professor am Department of Pharmacology der Universität Toronto (Kanada), 1976 kam dann die Berufung zum ordentlichen Professor an die Universität Wien. Dort gründete er das Institut für Biochemische Pharmakologie, das er bis zu seiner Emeritierung 1995 leitete. An der Gründung des Hirnforschungsinstituts in Wien (1999) war er ebenfalls wesentlich beteiligt. In einem Interview mit der „Presse“ sagte er damals über das Gehirn: "Jedesmal, wenn ich eines zerlege, bin ich mir dessen voll bewußt, daß es sich im wahrsten Sinn des Wortes um ein höchst denkwürdiges Kunstwerk handelt, vielleicht um das wesentlichste Substrat der menschlichen Person." 

Hornykiewicz entdeckte Anfang der 1960er Jahre den Dopamin-Mangel im Gehirn als Grund für Morbus Parkinson (Schüttellähmung) und machte damit den Weg für die L-Dopa-Therapie frei. Er stellte mit Kollegen als erster den verminderten Dopamingehalt in den Basalganglien des Hirnstammes bei verstorbenen Parkinson-Patienten fest und behandelte daraufhin die ersten Patienten mit L-Dopa. Die Ergebnisse publizierte Hornykiewicz 1961.

Für Diskussionen sorgte im Jahr 2000 die Verleihung des Medizin-Nobelpreises für die Dopamin-Entdeckungen allein an Arvid Carlsson für "die Erkenntnis, dass Morbus Parkinson durch Fehlen von Dopamin in bestimmten Hirnanteilen verursacht wird, und dass die Behandlung mit L-DOPA entwickelt werden konnte" (neben Paul Greengard und dem aus Wien stammenden Eric Kandel für bahnbrechende Forschungen auf anderen Gebieten der Neurologie). In einem Brief protestierten daraufhin rund 250 Forscher gegen das Übergehen von Hornykiewicz. Dieser selbst wies die Proteste zurück.

Der Pharmakologe, Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina, wurde bereits 1979 mit dem renommierten Wolf-Preis in Medizin ausgezeichnet. 1993 erhielt er den Ludwig-Wittgenstein-Preis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft, 2001 die Billroth-Medaille und 2008 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. Mit der Verleihung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst im Jahr 2010 wurde er in die Österreichische Kurie für Wissenschaft aufgenommen. 2016 wurde er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien geehrt.

(APA/Red.)

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