Regel der Überparteilichkeit

BBC-Moderatorin nach Kritik an der Regierung ausgewechselt

The main entrance to the BBC headquarters and studios in Portland Place, London
The main entrance to the BBC headquarters and studios in Portland Place, London(c) REUTERS (Peter Nicholls)
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Moderatorin Emily Maitlis hatte dem Premierminister "blinde Loyalität" gegenüber seinem Berater vorgeworfen. Damit verletzte sie die Regeln der Überparteilichkeit, befand die BBC.

Nach kritischen Äußerungen in der Affäre um den britischen Regierungsberater Dominic Cummings hat der Sender BBC seine Moderatorin Emily Maitlis kurzfristig ersetzt. Maitlis hatte in der Anmoderation zur ihrer Sendung "Newsnight" am Dienstag Premierminister Boris Johnson "blinde Loyalität" gegenüber seinem Berater vorgeworfen.

Damit habe die Journalistin gegen Regeln der Überparteilichkeit des Senders verstoßen, teilte die BBC mit. Die Moderatorin wurde in der Sendung am Mittwoch von ihrer Kollegin Katie Razzall vertreten. Maitlis twitterte, sie habe darum selbst nach dem Vorfall gebeten.

Scharfe Kritik an Vorgehen der BBC

Die Schelte der BBC stieß auf scharfen Protest von Journalisten und Politikern. Gerade während einer Krise sei "ehrlicher und furchtloser Journalismus" gefragt, teilte die Gewerkschaft National Union of Journalists mit. Johnson ist als Kritiker der BBC bekannt und stellt die Rundfunkgebühr infrage.

Maitlis hatte dem Wahlkampfstrategen Cummings vorgeworfen, dass er die Regeln im Kampf gegen die Pandemie mit einer Reise zu seinen Eltern nach Durham in den Nordosten Englands gebrochen habe. "Das Land kann das sehen und ist geschockt, dass die Regierung das nicht kann." Auch in Johnsons Konservativer Partei bröckelt die Unterstützung: Zwischen 40 und 50 Tory-Politiker forderten bereits den Rücktritt von Cummings, berichteten britische Medien am Donnerstag.

Cummings bedauert Verhalten nicht

Cummings hatte am Montag in einer Pressekonferenz im Rosengarten des Regierungssitzes Downing Street alle Vorwürfe strikt zurückgewiesen. Er bedaure sein Verhalten nicht und habe auch nie einen Rücktritt in Erwägung gezogen, sagte der Chefberater.

Als Grund für seine Reise Ende März hatte Cummings angegeben, dass er die Betreuung seines kleinen Sohnes sicherstellen wollte: Seine Frau sei an Covid-19 erkrankt gewesen und auch er selbst habe mit einer Ansteckung rechnen müssen. Auf Empörung stieß vor allem seine Aussage, dass er von Durham aus mit Frau und Sohn zu einem Schloss gefahren sei, um seine Sehkraft nach der Infektion zu testen. Der Vorfall kam durch eine Anzeige eines Einheimischen ans Licht.

(APA)

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