Strenge Finanzregeln: Banken drohen mit Jobabbau

Strenge Finanzregeln Banken drohen
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Eine Bank Austria-Studie zeichnet ein Schreckensszenario: Es drohten Kreditkürzungen, massive Verteuerungen und kein Zins aufs Kapital. In Österreich würden deshalb "5.000 bis 10.000 Jobs im Feuer" stehen.

Die Banker warnen vor dramatischen Auswirkungen wegen der strengeren Regeln für Banken samt neuer Finanzsteuern und Sicherungsfonds . Die Bank Austria hat eine erste Auswirkungsstudie für die Österreicher durchgerechnet. Fazit: Aus den laufenden Erträgen seien die milliardenschweren jährlichen Zusatzausgaben nicht zu tragen. Es drohten harte Kostenschnitte, teurere Aufschläge für die Kunden, eine drastische Kürzung der Kreditvergabe, die wieder die Konjunktur bedrohe. Und: In den Banken selbst seien tausende Jobs bedroht. Denn die Häuser hätten keine Spielräume mehr.

5000 bis 10.000 Jobs wackeln im Bankenbereich

Die Banken würden weniger Menschen Arbeit geben können, gibt Bank Austria-Chef Willibald Cernko zu bedenken. Er spricht von einer "signifikanten" Größe. "Wir reden hier von tausenden Arbeitsplätzen. Es sind 5000 bis 10.000, die im Feuer stehen", sagte Cernko. In Österreich sind in den Kreditinstituten rund 80.000 Leute beschäftigt (nach Köpfen), auf Vollzeitstellen umgerechnet sind es knapp 70.000.

Cernko weiter: "Uns geht es nicht um Panikmache, sondern um Objektvierung auf Basis der Informationen, die wir jetzt haben". Die Studie zeige, dass alle jetzt debattierten Maßnahmen für die Banken schlicht nicht leistbar sein werden. Freilich sei mehr Krisen-Prävention wichtig - weshalb der österreichische UniCredit-Manager einen Banken-Krisenfonds präferiert. Das neue Einlagensicherungsmodell sieht er ebenfalls als "gegessen", also nicht mehr verhandelbar. Wohl aber wünscht er sich von der österreichischen Regierung, die 500-Millionen-Euro-Bankensteuer nicht ohne EU-Gleichklang einzuführen und nicht übers Knie zu brechen - und auch weniger hoch zu bemessen.

Zusätlicher Kapitalbedarf von 19 bis 35 Milliarden Euro

Aus allen derzeit debattierten neuen Banken-Regeln zur künftigen Eigenkapitalausstattung ergibt sich nach Rechnung der Bank Austria-Volkswirtschaft für die heimischen Institute ein zusätzlicher Kapitalbedarf von 19 bis 35 Mrd. Euro.

Das umfasst die neuen "Basel-III"-Regeln samt Neudefinition fürs Kernkapital, neue Unterlegungen fürs Markt- und Kreditrisiko, Erhöhung des Mindestkapitals von 4 auf 5 bzw. 6 Prozent, Kapitalpuffer, aber auch Zuschläge für Systembanken.

Zwar sind die heimischen Banken im internationalen Vergleich nicht brüllend kapitalisiert, dennoch ist ein Großteil des Zusatzkapitalbedarfs derzeit da, weil die Banken alle über dem aktuellen 4-Prozent-Mindestsoll liegen. Im Moment hätten die Banken in Österreich 28 Mrd. Euro mehr Kapital als für 4 Prozent notwendig ist ("Überschusskapital"), der aktuelle Puffer liegt im Schnitt damit 5 Prozentpunkte drüber. Steigt die Mindestquote, wären nur mehr 14 Mrd. Euro "frei". "Netto" wird der Zusatz-Bedarf damit also zwischen 5 und 21 Mrd. Euro beziffert.

Trotzdem ist die ganze Summe an Zusatzkapitalbedarf GuV-wirksam, kostet der Rechnung nach die heimischen Banken zwischen 2,1 und 4,5 Mrd. Euro im Jahr. Die anderen verhandelten Maßnahmen wie Finanztransaktionssteuer, Bankensteuern in Österreich und Osteuropa, neue EU-Einlagensicherung (die anfangs wohl 600 Mio. Euro pro Jahr kostet) und teurere Refinanzierungskosten kosteten nochmals zwischen 2 und mehr als 5 Mrd. Euro im Jahr.

Vier bis 10 Milliarden pro Jahr Mehraufwand

Zusammen müssten die Banken in Österreich demnach 4 bis 10 Mrd. Euro im Jahr mehr ausgeben. Zum Vergleich: In Summe verdienten die heimischen Institute in den letzten fünf Jahren 5,8 Mrd. Euro im Jahr. In den letzten zwei Jahren aber viel weniger, und die hohen Gewinne früherer Jahre würden auch der Vergangenheit angehören, argumentieren die Banken.

4 bis 10 Milliarden Zusatzkosten wären also "nicht darstellbar", so Cernko und sein Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Im Mindest-Szenario schrumpften die Bankgewinne durch die neuen Kapitalkosten auf ein Drittel, im Worst-case-Szenario blieben wohl nur Verluste.

Alle "Stellschrauben", wie diese Lasten zu schultern wären, gelten als problematisch, warnt die Bank Austria. Auch milliardenschwere Dividenden- und Kapitalverzinsungsverzichte. Für Bank Austria-Chef Cernko "keine Vision", da man ja privates Kapital beschaffen und nicht beim Staat anklopfen wolle. Oder Kostenreduktion um bis zu 28 Prozent, was bis zu 4,3 Mrd. Euro pro Jahr bringen könnte. "Kosten heißt auch Jobs", also wohl Kahlschlag beim Personal. 4,3 Mrd. Euro könnten auch mit Mehreinnahmen hereinkommen, das hieße massive Verteuerungen von Bankleistungen für Private und Firmenkunden. Die Banken müssten ihr gesamtes Geschäftsmodell überdenken.

Würde das nötige Zusatzkapital nicht aufgebracht, müssten die Kredite scharf zurück gefahren werden. Wäre nur die Hälfte des ausstehenden Kapitals für die Banken nicht verfügbar, bedeutete dies eine Rücknahme des Risiko/Kreditvolumens in Österreich zwischen 9 und 30 Prozent - in Summe um 27 bis 94 Mrd. Euro. Ein für die Banker undenkbares Szenario für die Realwirtschaft.

(APA/Red.)

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