US-Experten für frühere Aids-Therapie

USExperten fuer fruehere AidsTherapie
USExperten fuer fruehere AidsTherapie(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Experten aus den USA sprechen sich für individuelle Behandlungen aus. Man sollte nicht mehr wie bisher üblich warten, bis das Immunsystem Anzeichen einer deutlichen Schädigung zeigt.

US-Aids-Experten sprechen sich für eine möglichst frühe medikamentöse Therapie einer Infektion mit den Aids-Erregern aus. Dies sollte individuell und unabhängig vom bisher üblichen Warten, bis das Immunsystem des Betroffenen Anzeichen einer deutlichen Schädigung zeigt, erfolgen. Das erklärte Melanie A. Thompson vom Aids-Forschungs-Konsortium in Atlanta (US-Staat Georgia) am Sonntag bei einer Pressekonferenz der Zeitschrift des US-Ärzteverbandes (JAMA).

JAMA ist eine der weltweit einflussreichsten Medizin-Fachzeitschriften. Dessen Chefredakteurin Catherine DeAngelis bei der Pressekonferenz noch vor der Eröffnung der Internationalen Aids-Konferenz (AIDS 2010; bis 23. Juli) erklärte: "Wir geben jedes Mal zur Aids-Konferenz, also alle zwei Jahre, ein Themenheft heraus. In den vergangenen 16 Jahren haben wir immer auf ein Cover-Foto verzichtet. Dieses Mal haben wir eines ausgewählt - weil Aids zwar noch immer eine dezimierende Seuche ist, aber zuletzt doch Zeichen von Hoffnung gespürt haben."

Catherine DeAngelis weiter: "Zumindest für diejenigen, welche an eine medikamentöse Therapie herankommen, wird Aids zu einer chronischen Erkrankung. Wir gehen also mit Hoffnung in die Zukunft."

Die Experten des US-Subkomitees für die Formulierung der Behandlungsrichtlinien für HIV/Aids-Patienten der Internationalen Aids Gesellschaft (IAS) wollen jedenfalls eine möglichst frühe Therapie sehen. Während bei der Konferenz in Wien die Weltgesundheitsorganisation darauf drängt, dass weltweit möglichst alle Betroffenen schon mit einem bereits geschädigten, aber noch relativ intakten Immunsystem (mindestens 350 CD4-positive Zellen pro Kubikmillimeter Blut; im Rahmen einer zunehmenden Immunschädigung fällt ihre Zahl immer weiter ab, Anm.) behandelt werden sollten, gehen die US-Experten weiter, wie Melanie Thompson erklärte:

  • Wenn ein HIV-Patient es will, sollte er behandelt werden.
  • Es gibt keine zahlenmäßige Grenze (CD4-Zellen pro Kubikmillimeter Blut), ab der erst eine Therapie einsetzen sollte.
  • Alle Personen mit weniger als 500 CD4-positiven Zellen pro Kubikmillimeter Blut und darunter sollten behandelt werden, auch wenn sie keine Symptome aufweisen.
  • Überlegen sollte man aber auch eine Behandlung von HIV-Infizierten mit mehr als 500 CD4-positiven Zellen pro Kubikmillimeter und ohne Symptome. Bei Personen mit Symptomen sollte auf jeden Fall der Einstieg in eine Behandlung erfolgen.
  • HIV-positive Schwangere, Personen über 60 Jahre, chronischer Hepatitis B oder C, mit HIV-verursachter Nierenerkrankung oder mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden etc. sollten ebenfalls möglichst ohne Ausnahme behandelt werden.
  • Zu Beginn der Therapie sollte die Zahl der Viruskopien im Blut häufig gemessen werden, fällt ihre Zahl länger als ein Jahr unter die Nachweisgrenze ab oder bleibt die Zahl der CD4-positiven Zellen stabil über 350 pro Kubikmillimeter Blut, sind die Tests bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente nur noch alle sechs Monate notwendig.

(APA)

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