Kolumne

Lexikon der Dinge: Der Überwurf

(c) Klaus L Moeller
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Sind Plaid und Überwurf am Ende doch das Gleiche?

Manche Dinge sind schon lässig, bevor sie sich bewegt haben. Auch schon allein dadurch, weil das, wie sie daliegen, verrät, wie sie in diese Position gekommen sind. Etwa wenn sie hingeworfen wurden. Oder drübergeworfen. Nämlich, notabene, nicht gelegt. Denn das wäre nicht lässig. Das „Überwerfen“, genauso wie bei der Kleidung, impliziert schon semantisch das „Spontane“, „Ungeplante“, die Ästhetik des Zufalls. Gelegt, platziert, das wäre

akribisch, pedantisch, als hätte man schon eine genau Vorstellung, einen Plan, wie alles am Ende aussehen sollte. Den Charme einer Konstruktionszeichnung gegenüber jenem einer schnellen Skizze, einer eben – hingeworfenen. Und im Wohnbereich gibt es ein Objekt, das man hinwerfen kann, auch wenn man es tatsächlich nur legt: den mysteriösen „Überwurf“ (im Bild „Crinkle“ von Hay). Es ist eine Decke, und es ist doch keine. Denn Decken werden nicht hingeworfen. Sie werden, Sie wissen schon .  . .

Im Wörterbuch ist „Überwurf“ markiert als regionale lexikalische Varietät des Deutschen. Vorwiegend verwendet in Österreich und der Schweiz. Bitte gleich mit den Freunden und Verwandten in Norddeutschland ausprobieren. Gleichzeitig nennt man eine Decke einen „Überwurf“, wenn er außer Ästhetik nicht allzu viel Funktion mit sich hinwirft. Das „Lose“, das Freie und Ungebunde verbindet den „Überwurf“ mit dem „Plaid“. Dieses werfen ja viele auch den Sofas oder Betten über. Und die Schotten sich selber über die Schulter. Das gängige Muster des Stoffs, das karierte, gab den Decken ihren Namen. Oder sind Plaid und Überwurf am Ende doch das Gleiche?

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