Militär

Demonstrative Luftwaffenmanöver der USA über Europa und dem Westpazifik

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Während die Pandemie abebbt, werfen die USA wieder ihre Militärmaschine an. In den vergangenen Tagen gab es große Flugmanöver über der Nordsee, dem Japanischen Meer - und erstmals flogen strategische B-1 „Lancer"-Bomber über Schweden.

Die U.S. Air Force beginnt erstmals seit Beginn der Corona-Krise Ende Februar/Anfang März wieder mit größeren Manövern - und setzt auf politisch demonstrative Auftritte. So fand, von Medien weitgehend unbeachtet, am Mittwoch über der Nordsee eine Operation statt, bei der etwa 35 Kampfflugzeuge, Lufttanker und Frühwarnflugzeuge beteiligt waren. Übungsannahme: Ein von Osten her kommender Einflug von feindlichen Flugzeugen mit Ziel Großbritannien, der von Kräften abgefangen wurde, die von mehreren Basen in Europa heranflogen.

Führender Kommandostab war jener des 48. US-Geschwaders auf dem Stützpunkt Lakenheath in der südostenglischen Grafschaft Suffolk. Die ins Manöver geschickten Flugzeuge stammten von dort, vom Stützpunkt RAF Mildenhall (ebenfalls in Suffolk), aus Spangdahlem (Rheinland-Pfalz), vom NATO-Flugplatz Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) und aus Aviano (Norditalien).

Bei den Jets handelte es sich um amerikanische F-16 Fighting Falcons, F-15 Eagles, KC-135 Stratotanker und ein AWACS-Radarflugzeug der NATO. 18 Maschinen stellten die Angreifer dar, 16 die Verteidiger, die die Gegner noch vor der englischen Küste abfangen mussten. Ob einige der Angreifer durchschlüpfen konnten, ist indes leider nicht bekannt.

MELODY W. HOWLEY/U.S. AIR FORCE

Die Operation darf als Signal an Russland gesehen werden, dessen Flugzeuge in den vergangenen Monaten über der Ostsee, dem östlichen Mittelmeer und im Nordpazifik vor Alaska recht aktiv gewesen waren und dabei auch in Kontakt mit US- und anderen westlichen Luftwaffeneinheiten kamen. Allerdings sagte ein Sprecher des amerikanischen European Command in Stuttgart, dass man in jüngster Vergangenheit über Europa jedenfalls keine besonders verstärkten Aktivitäten potenzieller Gegner bemerkt habe. Für solche Fälle übe man aber.

Im Verband mit den Japanern

Im Westpazifik wiederum flogen dieser Tage zwei große strategische Überschallbomber vom Typ Boeing B-1B Lancer im Verband mit nicht weniger als 16 japanischen Kampfflugzeugen demonstrativ über dem Japanischen Meer zwischen Japan, Korea und Russland; China grenzt daran zwar nicht an, liegt aber nicht weit davon entfernt im Hinterland.

Die B-1 operierten vom US-Stützpunkt auf der Insel Guam südlich von Japan aus, die Japaner stellten F-15 Eagles and F-2 Viper Zeros; bei Letzteren handelt es sich praktisch um Nachbauten der F-16 durch Mitsubishi. Aktuell sind vier B-1-Bomber auf Guam, daneben zahlreiche Boeing B-52 Stratofortress-Bomber.

U.S. Air Force

Die Verlegung sowie das jüngste Flugmanöver mit den Japanern sei erfolgt, um das Zusammenwirken der Kräfte sowie Abschreckungsmissionen zu üben, hieß es seitens der US-Luftwaffe. Chinesische Schiffe und Flugzeuge waren in den vergangenen Wochen mehrfach hart in die Nähe japanischer und taiwanesischer Gewässer gefahren bzw. geflogen. Im Südchinesischen Meer drangen chinesische Schiffe in von Vietnam, Malaysia und Brunei reklamierte Zonen ein.

Historischer Bomberflug über dem neutralen Schweden

Lancer-Bomber hatten vor etwa zehn Tagen übrigens ein spektakuläres Manöver über Schweden geflogen: Zwei dieser Maschinen, die intern 34 Tonnen Waffenlast und an den Tragflächen theoretisch (es wird wegen der erhöhten Sichtbarkeit im Radar vermieden) weitere 23 Tonnen mitführen können, flogen von den USA aus über den Nordatlantik zu Manövern mit norwegischen und schwedischen Jets ein.

U.S. Air Force

Die Sache war vor allem deshalb heikel, aber auch massiv symbolisch, weil es der erste Flug dieser mächtigen Bomber über dem an sich neutralen Schweden gewesen ist. Sie konnten bis Mitte der 1990er Atomwaffen tragen, wurden aber auch im Zuge von Rüstungskontrollveträgen denuklearisiert.

Über Schweden wurde im Verein mit Saab Gripen-Jets taktische Luftunterstützung für Bodentruppen in einem militärischen Sperrgebiet ganz im Norden des Landes geübt. Für Schweden und die USA ging es darum, die Kooperation der Luftwaffen auf taktischer Ebene zu üben, für den Fall, dass es etwa über der Ostsee Probleme mit Russland gibt. Russland dürfte dieses Manöver indes als provokant aufgefasst haben.

via REUTERS (US AIR FORCE)

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