Psychotherapie

Aktuell weniger Patienten in Psychotherapie

(c) Getty Images (selimaksan)
  • Drucken

Über 1540 Therapeuten in Österreich nahmen an der Befragung teil, die ihre Erfahrungen mit Telefon und Internet in Zeiten der Coronamaßnahmen untersuchte.

Die derzeitige Krise belastet nicht nur die psychische Gesundheit vieler Menschen, sondern auch die Behandlung ebendieser, weil Sitzungen bei Psychotherapeuten zu Beginn der Coronamaßnahmen kaum möglich waren. Der Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) erreichte schnell, dass jetzt Behandlungen auch per Telefon oder Internet bei Krankenkassen eingereicht werden können – obwohl dies in Österreich davor nicht erlaubt war.

Thomas Probst, Psychotherapiewissenschaftler an der Donau-Uni Krems, startete Ende März eine Befragung aller Psychotherapeuten in Österreich, um ihre Sorgen und Erkenntnisse in der neuen Situation zu erforschen. Über 1540 Therapeuten (75 Prozent Frauen) antworteten, und erste Ergebnisse wurden jetzt publiziert (im International Journal of Environmental Research and Public Health, am 27. 5.).

Während der Ausgangsbeschränkungen wurden um 979 Prozent mehr Patienten per Telefon und um 1561 Prozent mehr per Internet behandelt als vor Covid-19, obwohl die insgesamte Anzahl an Patienten pro Woche um fast ein Drittel sank.

Stresslevel und Ängste

„Bisherige Untersuchungen und die Erfahrungen dieser Monate sprechen dafür, dass Psychotherapien über das Internet oder Telefon gleich effektiv sein können wie in persönlicher Anwesenheit gehaltene“, betont Probst. Dies ist für die Zukunft wichtig, um z. B. Personen mit eingeschränkter Mobilität auch Therapie auf Distanz anbieten zu können.

Probst fand auch, dass das Stresslevel bei jenen Therapeuten nun höher war, die kein anderes Einkommen hatten. Und dass die Angst einer Ansteckung im persönlichen Kontakt mit Patienten umso geringer ist, je besser die Hygienemaßnahmen umgesetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.