Netflix-Serie

„Space Force“: Alles Affen im All

Courtesy of Netflix
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Eine neue Serie mit Steve Carell und John Malkovich malt sich aus, wie es in Trumps Weltraum-Armee zugehen könnte. Das Ergebnis ist mehr schrullige Feel-Good-Komödie als bissige Politsatire - und trotz einiger Schwächen sehr unterhaltsam.

Wenn man nicht mehr weiterweiß, dann zündet man einfach eine Bombe. Eine kleine, gezielte, vielleicht auch eine ordentliche, „big fucking bomb“. Seiner Erfahrung nach ist eine Bombe sehr oft die richtige Lösung, sagt Mark Naird (Steve Carell), Vier-Sterne-General und Gründungsdirektor der US Space Force, im Kontrollraum zu den anwesenden Wissenschaftlern. „Sehr, sehr oft.“ Sein wissenschaftlicher Chefberater Dr. Adrian Mallory (John Malkovich) schüttelt den Kopf. Es gilt, einen von den Chinesen zerstörten Satelliten auf der Erdumlaufbahn zu reparieren, bevor die abgetrennten Solarpanele für immer in Richtung Sonne gleiten – und bevor die Weltöffentlichkeit mitbekommt, dass beim jüngsten Zweig der US-Streitkräfte wieder einmal nicht alles nach Plan läuft. Und der Chef hegt Explosionsfantasien?

Ein sturer, kindischer Feuerkopf, der mit dem Konzept Vakuum nicht allzu viel anfangen kann und ein korrekter Forscher: Man könnte „Space Force“ auf den ersten Blick als (wenig innovative) Farce über Donald Trumps Größenwahn und dessen Clinch mit der nüchternen Perspektive der Vernunft und Wissenschaft abtun. Im Dezember des Vorjahres rief der US-Präsident offiziell eine Weltraumstreitkraft ins Leben, die die Interessen der USA im All schützen – und, so Trump neulich, unter anderem eine „Super-Duper-Rakete“ bauen – soll.

In der Serie, die Komödienspezialist Greg Daniels („The Office“, „Parks and Recreation“) mit Hauptdarsteller Carell für Netflix kreiert hat, feuert die Space Force schon fleißig teures Blech ins All – aber die Konkurrenz schläft nicht, was den Präsidenten erzürnt. Dieser wird in der Serie zwar nicht namentlich genannt oder gezeigt, ist aber anhand wütender Twitter-Tiraden und plakativer Ansagen („Boobs on the moon!“ – er habe wohl „Boots“ gemeint, glauben die Militärstrategen) recht eindeutig erkennbar.

Der General singt zur Beruhigung

Auch General Naird hat ein paar Trump-Züge, doch die Serie weiß Besseres, als sich nur darüber lustig zu machen, und zeichnet lieber das komplexere Bild eines mit militärischen Wassern gewaschenen, verantwortungsvollen Familienvaters, der über seine Schwächen hinauswachsen muss, während er versucht, den Vorgaben der Regierung zu entsprechen und dabei keinen Krieg im All anzuzetteln. Das Ergebnis ist nicht die bissige politische Satire, die man sich erwarten könnte: Statt die eh schon absurden Blüten der US-Politik auf die Spitze zu treiben, erzählt „Space Force“ mit der Leichtigkeit und Schrulligkeit einer Bürokomödie – und mit vielen Anspielungen auf die echte Welt der Politik und Technologie – vom Alltag derer, die mit der Absurdität klarkommen müssen.

Und natürlich selbst so ihre Eigenheiten haben. Wenn Naird in der Nacht aufs Klo muss, streicht er akribisch die Decke glatt, unter die er sich Minuten später wieder hineinlegen wird. Er hält allzu pathetische Reden, singt Beach-Boys-Songs, um sich selbst zu beruhigen und hinterfragt gern die Wahrheiten, denen Wissenschaftler Mallory sein Leben gewidmet hat: Malkovich gibt ihn als langsam artikulierenden, so spitzfindigen wie lethargisch anmutenden Professor im Tweed-Anzug, der die militärischen Gepflogenheiten an seinem Arbeitsplatz zutiefst verachtet. Die Auseinandersetzungen der beiden sind das Beste an der Serie, die sich – gerade für das Comedyfach, wo es oft schrill und schnell zugeht – viel Zeit nimmt.

AARON EPSTEIN/NETFLIX

Lisa Kudrow als Mama im Knast

Enttäuschend ist da, wie unterentwickelt die Nebenfiguren geraten sind: Nairds Tochter Erin ist der Prototyp des augenrollenden Teenagers, der nervige Marketing-Typ Tony hat den einzigen Witz, dass er in jeder Folge mit einer neuen schlechten Social-Media-Idee daherkommt, und Nairds Frau (Lisa Kudrow, bekannt aus „Friends“) ist offenbar nur deshalb ab der ersten Folge im Gefängnis, damit Naird sich als Alleinerzieher versuchen kann. Auch sonst wird mancher Erzählstrang einfach liegen gelassen, was oft ärgerlich schlampig wirkt – aber die lustvolle Performance der beiden Hauptdarsteller, deren überzeichnete, wunderbar affige Rollen den Zuschauer doch oft überraschen, machen die Schwächen der Serie wieder wett.

Apropos affig: Für den zerstörten Satelliten kommt letztendlich keine Bombe, sondern ein Schimpanse im Raumanzug zum Einsatz. Und das geht sogar fast gut!

„Space Force“. Seit 29.5. auf Netflix. 10 Folge zu ungefähr 30 Minuten.

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