Gegengift

Gernot Blümel, Junge Grüne und all diese Nullen

Finanzminister Blümel
Finanzminister BlümelAPA/GEORG HOCHMUTH
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Soll man die Mathematik als Pflichtfach abschaffen, wie Nachwuchskräfte des kleinen Koalitionspartners fordern?

Der absolut exklusivste Klub im Gegengift-Exzellenzcluster ist die relativ unbekannte Neigungsgruppe „Magie des Rechnens“. Wir drei diskutieren jeden Freitag nach eins mit heißem Verstand und kaltem Herzen ungelöste Probleme. Abenteuerlich sind zum Beispiel unsere Annahmen über Nullstellen der Riemannschen Zetafunktion. Einer von uns habe sie noch nicht richtig schlüssig bewiesen, halten die zwei naturwissenschaftlichen Erbsenzähler dem simplen Weltgeist-Experten vor.

Die exakten Magier wurden auch rabiat, als sie die Budgetdebatte verfolgten. Es war ihnen gar nicht recht, dass dem Finanzminister irgendwie völlig unabsichtlich irgendwo im Staatshaushalt beim Abänderungsantrag für Ausgaben ein paar Nullen verloren gegangen waren. Sie sollten sich nicht so aufführen, meinte der Geisteswissenschaftler im Klub. Immerhin herrsche doch virale Krise. Und wenn sogar die sparsame EU mit Milliarden Euro um sich werfe, wenn niemand mehr wisse, woher das Geld komme und wohin es gehe, dann seien doch diese sechs Prozent Unschärfe für das bescheidene Österreich kein Problem.

Vorsicht, Falle! Liebe Grüne Jugend, falls ihr den letzten Satz mit den verwirrenden Zahlen erfassen wolltet: Zwischen sechs Nullen und sechs Prozent liegen manchmal Welten.

Was aber hat der Nachwuchs des kleinen Koalitionspartners mit dem Tohuwabohu Gernot Blümels zu tun? Nun, wenn man sich die Homepage gruene-jugend.at ansieht, zählt Mathematik offenbar nicht zu seinen Favoriten. Das Bildungssystem funktioniere wie eine Fabrik, das „neoliberale Schulsystem handelt rein im Interesse der Wirtschaft“. Junge Menschen würden „von klein auf zu Leistung und Konkurrenzdenken erzogen“. Ui je!

Dass zu dieser Geißel kapitalistischer Umbildung auch Rechenunterricht gehört, wird bei einem Sujet der Grünen Jugend Kärnten/Koroška deutlich, das derzeit in sozialen Netzen Furore macht: „Genug von Mathe? Pflichtfächer abschaffen!“ lautet die Botschaft. Illustriert wird sie so: ein dunkelhäutiges Mädchen, das konzentriert vor einer Tafel mit Zahlen steht.

Wie viele dumme Vorurteile werden da geboten? Unsere Erbsenzähler meinen: Auf dem Plakat müsste ein ratloser Minister mit seinen Oberstudienräten für das Budget vor einer Tafel mit sehr vielen Nullen stehen. Vielleicht kann ihm die alert wirkende Schülerin beim Lösen der Budgetfragen ein wenig Nachhilfe geben.

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