Wer hilft eigentlich den armen Banken?

Heimische Banken drohen im Falle zu strenger Regeln mit einem Kahlschlag. Für die Mitarbeiter ist die Regulierung aber ohnehin nicht gedacht.

Den Chefs der heimischen Banken stehen auch nach der kleinen Abkühlung vom Wochenende die Schweißperlen auf der Stirn. Erstens, weil die höchsten Angestellten der Banken wissen, dass die tobende Finanzkrise nicht bewältigt ist. Zweitens, weil die Regulierungspläne die Wettbewerbsbedingungen zu verschieben drohen, und drittens, weil die neuen Regeln eine beachtliche Kostenlawine lostreten dürften.

Weshalb die Branche zur Sicherheit gleich einmal einen ordentlichen personellen Kahlschlag in Aussicht stellt. Oder wie es Bank-Austria-Chef Willibald Cernko ausdrückt: „Wir reden hier von tausenden Arbeitsplätzen. Es sind 5000 bis 10.000 (Beschäftigte), die im Feuer stehen.“ Nun wird es den Bankern niemand übel nehmen, wenn sie Lobbying in eigener Sache betreiben. Das ist ihr gutes Recht. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass eine bessere Regulierung nicht den Beschäftigtenstand der heimischen Banken absichern soll, sondern die Gelder von Steuerzahlern und Kunden. Ob das mit den aktuellen Plänen funktionieren wird, bleibt freilich zu bezweifeln.

Außer Zweifel steht aber schon jetzt, dass die Kunden bezahlen werden – so oder so. Entweder werden die Kosten der Regulierung auf sie abgewälzt, oder die Kunden werden wie schon seit Jahrzehnten das zweitdichteste Bankennetz Europas zu finanzieren haben. Weshalb sie sich ihre Bank wohl genauer anschauen werden. Und jener den Vorzug geben, die auch mit einer schlanken Struktur guten Service bieten. (Bericht: Seite 1)


franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2010)

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