Wenn das Eis leise knackt und knackt

Die ideologische Verdichtung des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Jugoslawien: Ivana Sajkoskompakter „Familienroman“.

Würde sich der Staat Kroatien an seinen Intellektuellen orientieren, er müsste viel in die Beleuchtung seiner Vergangenheit investieren. Das gilt freilich nicht nur für Kroatien, sondern im Grunde für alle Teilrepubliken Ex-Jugoslawiens. Üblicherweise finden die Regierenden – egal welcher ideologischen Provenienz – materielle Dinge aber meist unvergleichlich wichtiger. Mit der Folge, dass sich hinter den frisch getünchten Fassaden Schimmel und Moder ausbreiten und schlechte Luft erzeugen.

Das beklagen zahlreiche kroatische Autorinnen und Autoren, die sich quer durch die Generationen mit der Geschichte des Landes im 20. Jahrhundert beschäftigen. Die Liste reicht von Slobodan Šnajder, der mit seinem Roman „Die Reparatur der Welt“ im Vorjahr Aufsehen erregte, bis zur jüngsten Neuerscheinung: Ivana Sajkos „Familienroman“. So unterschiedlich die Zugänge der beiden Bücher zur kroatischen Geschichte thematisch und stilistisch auch sein mögen, gemeinsam ist ihnen das Bestreben, den Jugoslawienkrieg der 1990er-Jahre verstehen zu lernen. Denn mit dem serbischen Nationalismus allein – und da hat Peter Handke völlig recht – sind die Ereignisse im jugoslawischen Sezessionskrieg nicht zu erklären.

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