Unter Sebastian Kurz wagt Österreich eine Diplomatie mit mehr Ecken und Kanten. Geht das gut?
Wien. Österreich wird wieder wahrgenommen auf der internationalen Bühne. Es legt sich quer, es sagt Nein, es setzt sich in Szene. Der Bundeskanzler in Videokonferenzen mit den „smarten Sieben“ auf internationaler Ebene; Sebastian Kurz mit den Regierungschefs der Niederlande, Dänemarks und Schwedens als die „Sparsamen Vier“ oder wahlweise die „Geizigen Vier“ wie in einem EU-Western: So machte Wien zuletzt international Schlagzeilen.
Österreich setzt zum einen neue Akzente, zum anderen führt es die Kontinuität fort. Wo liegen die Konfliktpotenziale, wo die Schwerpunkte der Wiener Außenpolitik?
Migration
In der Flüchtlingskrise 2015/2016 ließ Sebastian Kurz, damals als „Benjamin“ unter den EU-Außenministern, aufhorchen. Zusammen mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner berief er eine Konferenz der Westbalkanstaaten in Wien ein. In Abweichung der vorherrschenden „Wir schaffen das“-Philosophie Angela Merkels ergriff Kurz die Initiative und forcierte – parallel zu Merkels Pakt mit Erdoğan – die Schließung der Westbalkanroute zur Eindämmung der Flüchtlingswelle.