Fußball

An Tagen wie diesen

Geisterspiele vor leeren Rängen spalten die Anhängerschaft. „Totentanz. Furchtbar“, sagt auch ein Fotograf, der Union Berlin seit 2009 begleitet.
Geisterspiele vor leeren Rängen spalten die Anhängerschaft. „Totentanz. Furchtbar“, sagt auch ein Fotograf, der Union Berlin seit 2009 begleitet.(c) REUTERS (POOL)
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Exakt ein Jahr nach dem Aufstieg spielt Union Berlinzu Hause. Ein Festtag für Fans eigentlich. Doch nichts ist wie sonst in Coronazeiten. Ein Besuch.

Der Weg zum Stadion an der Alten Försterei, der Heimstätte des 1. FC Union Berlin, führt durch eine verschlafene Wohngegend im Südosten der Hauptstadt,vorbei an Schrebergärten und entlang eines kleinen Flusses, der Wuhle heißt. Ein Schwan brütet ungestört am Ufer, während sich hinter ihm ein Ziegelmauerwerk zu erkennen gibt: die Fassade des Stadions. In gewöhnlichen Zeiten würden Tausende Fans den Weg bevölkern. Ganz sicher würden viele den Schlachtruf „Eisern Union“ in den Berliner Himmel schreien. Aber es ist nichts zu hören außer dem Soundtrack der Natur, dem Zwitschern der Vögel. Weniges deutet an diesem frühen Mittwochabend darauf hin, dass hier in zwei Stunden Bundesligafußball gespielt wird, dass Union dann Mainz empfängt. Das ist zwar kein Leckerbissen. Aber in seuchenfreien Zeiten fände das Spiel vor vollem Haus statt. Union ist ausverkauft. Immer.

Und Mika, 54, wäre mittendrin. Dauerkarte, Sektor E, Stehplatz natürlich. Die Erzieherin mit den getönten Brillengläsern wartet vorn nahe der Zufahrt zum Stadion. Sie will einen kurzen Blick auf den Mannschaftsbus erhaschen. Mehr geht nicht. Ein Ordner in grelloranger Warnweste und mit rotem Union-Mundschutz hält eine Liste mit den Namen jener rund 300 Personen, denen heute Einlass gewährt wird. Hinter ihm beginnen drei Hochsicherheitszonen. Die Auflagen sind bekannt: Verpflichtendes Fiebermessen, keine Fans und Ballbuben, getrenntes Einlaufen der Teams, kein Shakehands, Abstand auf der Ersatzbank, nach Toren kein Abklatschen, aber eine kurze Berührung mit den Ellbogen: Das geht schon. Auf Transparente verzichten die Union-Fans. Weil es suggerieren würde, sie seien im Stadion. Sind sie aber nicht.

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