Anlagestrategie

Die Bedeutung des Euro ist drastisch gefallen

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Logos des Internationalen Waehrungsfonds.(c) imago images/photothek (Thomas Trutschel/ photothek.de via www.imago-images.de)
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Corona trieb die Anleger massenweise in den Dollar. Helfen könnte dem Euro genau das, was am umstrittensten ist.

Der Euro als weltweite Leitwährung neben dem Dollar? Solchen Hoffnungen der Europäer versetzt die Coronakrise einen herben Dämpfer. Die jüngsten Finanzmarktturbulenzen zementieren die Dominanz des Dollar weiter ein. „Der Dollar bekommt Aufwind als die Reservewährung der Welt“, sagt Joachim Fels, Berater bei der Fondsgesellschaft Pimco. Der Euro dagegen werde durch die Streitereien in Europa über die Aufteilung der Lasten weiter geschwächt. Mehr noch: Seine langfristige Existenz sei wieder einmal anzuzweifeln.

Schon in den vergangenen Jahren hat der Euro zum Dollar an Boden verloren. Laut Internationalem Währungsfonds liegt sein Anteil an den Zentralbankreserven bei 20 Prozent, 2010 waren es fast 26 Prozent gewesen. Der Dollar kommt derzeit auf 61 Prozent. Ähnlich sieht es bei der weltweiten Kreditaufnahme aus: Hier sank der Anteil des Euro laut Zahlungssystem Swift seit 2012 um fast zehn Prozentpunkte auf 31 Prozent. Der Dollar konnte um 14 Prozentpunkte auf 44 Prozent zulegen.

Nochmals verschärft hat sich die Lage durch die Panik im März. Firmen rissen sich um die US-Währung. Binnen zehn Tagen gewann der Dollar so acht Prozent an Wert.

Um die Lage zu beruhigen, aktivierte die Fed Devisentauschlinien mit anderen Notenbanken im Volumen von mehreren Hundert Milliarden Dollar, um die Versorgung mit Dollar zu sichern. Andere Länder, die Notfallunterstützung brauchten, konnten sich Dollar leihen, so sie US-Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegten. Experten zufolge ist die Europäische Zentralbank hier zu wenig initiativ.

Doch die Coronakrise birgt auch eine Chance, eine der Schwächen des Euro anzugehen: Den Mangel an als sicher bewerteten europäischen Anleihen. Zentralbanken halten ihre Devisenreserven gewöhnlich in Form von Staatsanleihen. US-Papiere gelten dabei als sicher. Insgesamt sind Treasuries mit einem Spitzenrating im Volumen von mehr als 17 Billionen Dollar im Umlauf. Deutsche, französische und italienische Papiere kommen zusammen auf weniger als die Hälfte, nur Deutschland verfügt über die Spitzennote AAA.

Die deutsch-französischen Pläne für einen gemeinsam finanzierten europäischen Wiederaufbaufonds könnten aber der Grundstein für gemeinsame Eurobonds sein, eine Alternative zu den US-Papieren. Damit würden freilich genau die umstrittenen Eurobonds zum Bedeutungsaufwerter für den Euro. Experten meinen, dass etwa Russland und China Interesse an den Papieren haben.

(Reuters/Est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2020)

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