Als weltweit erster Hersteller führt Volvo eine Tempobeschränkung bei allen neuen Modellen ein. Hat das Relevanz für Länder, in denen man so schnell gar nicht fahren darf?
Ein „Angriff auf Freiheit und Demokratie“, „Zwangskastration“, „Bevormundungskultur durch Volkserzieher“, „Anmaßung“, „Gutmenschen-Populismus“ – so liest sich ein Auszug aus den „gemischten Reaktionen“ (Volvo), mit denen der schwedische Autohersteller aber gerechnet haben will. Sie sind das Echo auf den Gastkommentar des Volvo-Chefs Håkan Samuelsson in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 26. Mai, in dem er die Gründe für die Maßnahme erläutert. Mit Modelljahr 2021, und das betrifft alle „ab jetzt“ gebauten Autos, ist die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h beschränkt, oder, wie es heißt, „abgesichert“.
Angekündigt hat Volvo den Schritt bereits vor einem Jahr. „Die starken Reaktionen zeigen deutlich“, so Samuelsson, „dass dieses Thema einen Nerv trifft und Menschen bereit sind, über zu schnelles Fahren nachzudenken. Wir haben viel Zustimmung erhalten.“
Tatsächlich gibt es auch positive Reaktionen im Leserforum der „FAZ“. Aber sie scheinen in der Minderheit. Wie die schweigende Mehrheit in unserem Nachbarland darüber denkt, kann man nur vermuten – einen Anhaltspunkt liefern in Deutschland Befragungen zur Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen. Die Mitglieder des größten Autofahrerklubs, ADAC, votierten zuletzt knapp dafür, eine unabhängige Befragung im Februar förderte mit 59 Prozent schon eine deutlichere Zustimmung zu einer Beschränkung auf Tempo 130 zutage (Quelle: ZDF-Politbarometer). Ein entsprechender Vorstoß im September 2019 fand im Bundestag allerdings keine Mehrheit. Was Tradition hat: Bislang mauerte noch jeder deutsche Verkehrsminister erfolgreich dagegen.