Lehrlingsbonus

Mehr Geld für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden

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Symbolbild.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Regierung sagt Unternehmen wegen der Coronakrise 2000 Euro Prämie pro neu eingestelltem Lehrling zu. Die Arbeiterkammer will zusätzlich ausreichend Geld für staatliche Lehrwerkstätten.

Wien. Wer Lehrlinge ausbildet, soll dafür mehr Geld bekommen: Das gab die türkis-grüne Regierung am Wochenende bekannt. Unternehmen, die zwischen 16. März und 31. Oktober Lehrlinge einstellen, erhalten pro Auszubildendem einen Bonus von 2000 Euro. Das Geld soll in zwei Tranchen fließen: 1000 Euro zu Beginn der Lehre, weitere 1000 Euro, wenn der Lehrling nach der Probezeit behalten wird. Die Prämie wird auch bezahlt, wenn ein Betrieb Lehrlinge während des ersten Lehrjahres aus einer überbetrieblichen Lehrwerkstatt übernimmt. Wird das Lehrverhältnis in der Probezeit gelöst, muss die erste Tranche zurückgezahlt werden. Damit soll Missbrauch vorgebeugt werden, hieß es aus dem Bundeskanzleramt.

Die Regierung erfüllt damit einen Wunsch der Wirtschaftskammer, die eine Sonderprämie verlangt hat. 150 Millionen Euro sollen zur Unterstützung für Lehrbetriebe ausgegeben werden, hatte die Kammer gefordert. Auch die Arbeiterkammer hatte nach einem Maßnahmenpaket gerufen.

AK: Staatshilfe nur mit Lehre

Denn Gewerkschaft, Arbeiter- und Wirtschaftskammer haben Angst, dass im Zuge der Coronakrise Tausende Ausbildungsplätze wegfallen. Wirtschaftskammer und Gewerkschaft sprachen von rund 10.000 Lehrstellen, die wegen der Krise heuer fehlen könnten. Die Eurokrise ab dem Jahr 2009 hatte rund 5000 Lehrplätze gekostet, hieß es von der Jugendvertretung der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp). Voriges Jahr gab es hierzulande 109.111 Lehrlinge, davon waren 7422 in einer überbetrieblichen Ausbildung.

Firmen erhalten schon jetzt Förderungen, wenn sie Lehrlinge einstellen: Die Basisförderung für das erste Lehrjahr beträgt drei kollektivvertragliche Bruttolehrlingsentschädigungen. Die Arbeiterkammer (AK) steht der neuen Prämie deshalb mit gemischten Gefühlen gegenüber. Trotz der Förderungen, die es seit Jahrzehnten gebe, sei die Zahl der neu aufgenommenen Lehrlinge viele Jahre lang gesunken. 2019 gab es knapp 34.000 Auszubildende im ersten Lehrjahr, davon zehn Prozent in der überbetrieblichen Ausbildung. Die AK will, dass der Bund nicht nur Betriebe fördert, sondern auch genug Geld für die überbetriebliche Ausbildung bereitstellt. „Damit alle Jugendlichen eine Ausbildung bis zum Abschluss machen können“, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Außerdem solle bei Staatshilfen berücksichtigt werden, ob die betroffenen Firmen auch Lehrlinge ausbilden.

Gegen die „Ausbildungslücke“

Die Wirtschaftskammer freut sich über den Bonus von 2000 Euro pro Lehrling und Betrieb: Er werde dazu beitragen, „dass es zu keiner Ausbildungslücke nach der Coronakrise kommen wird“, so Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin. Ohne Lehrlinge fehle den Betrieben der Fachkräftenachwuchs. (ag./hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2020)

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