Leitartikel

Chaos, Corona, die Multi-Krise und ein heillos überforderter Präsident

Donald Trump irrlichtert, wie so oft.
Donald Trump irrlichtert, wie so oft.(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Proteste, Pandemie und Rezession in den USA würden jedem Präsidenten im Wahljahr alles abverlangen. Donald Trump wachsen sie indes über den Kopf.

Michael Jordan ist nie durch politischen Aktivismus aufgefallen. „Republikaner kaufen auch Sportschuhe“, lautete die legendäre Antwort des früheren Basketball-Superstars auf Anfrage eines demokratischen Politikers in seinem Heimatstaat North Carolina, eine Wahlempfehlung abzugeben. Aber in der Serie von Protesten und Unruhen angesichts des Falls George Floyd in den USA, die von Minneapolis ausgehend wie ein Flächenbrand auf Dutzende Großstädte im ganzen Land übergriff, sprach der Protagonist der Doku „The Last Dance“ beileibe nicht nur Afroamerikanern aus der Seele: „Wir haben genug. Ich sehe und spüre den Schmerz, die Empörung und den Frust eines jeden.“ Zugleich trat er für friedliche Demonstrationen ein. Derlei Worte hätten sich viele vom Präsidenten gewünscht.

Jordan traf die Stimmung – den aufgestauten Zorn über Polizeigewalt, Willkür und Unrecht gegenüber einem Jogger in Georgia, einer Krankenschwester in Louisville, einer Frau im Central Park im Frühjahr. Die Entrüstung ebbt meist rasch ab, ohne irgendwelche Konsequenzen. Trauer und Schmerz der afroamerikanischen Community vermischen sich: Die Corona-Epidemie raffte Farbige – Afroamerikaner wie Latinos – überproportional dahin, weil sie von prekären Jobs und in beengten Verhältnissen leben. Dazu kommt die Angst, im Heer der 40 Millionen Neo-Arbeitslosen den Job auf Dauer zu verlieren.

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