Antisemitismus

Medienbericht: Antisemitische Widmung von Strache aufgetaucht

Die Presse/Clemens Fabry
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Eine Widmung in einem antisemitischen Buch soll von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache stammen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hat am Montagabend Dokumente veröffentlicht, bei denen es sich um eine handschriftliche Widmung Heinz-Christian Straches in einem Buch handeln soll. Strache bezeichnete in der Widmung Juden offenbar als „Gegner“ und als „machtlüstern“; bei dem Buch soll es sich um den Nachdruck der „Jüdischen Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern“ aus dem Jahr 1992 handeln. Das Buch des antisemitischen Autors Hans Jonak von Freyenwald sei 1941 im nationalsozialistischen „Stürmer“-Verlag erschienen, berichtete die „Süddeutsche“, der Nachdruck sei 1992 veröffentlicht worden. Damals war Strache bereits für die FPÖ aktiv. Strache sagte gegenüber der Zeitung, er könne sich weder an das Buch noch an eine entsprechende Widmung erinnern.

Die Münchener Tageszeitung - die zusammen mit dem Hamburger Wochenmagazin „Der Spiegel“ das Ibiza-Video veröffentlicht hatte und damit Straches Rückzug aus der damaligen türkis-blauen österreichischen Regierung sowie aus der Führung der FPÖ einleitete - ließ die Widmung von einem Sachverständigen prüfen. Dieser sei zu dem Schluss gekommen, dass die Widmung in dem antisemitischen Buch „mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent“ aus der Feder Straches stamme.

Strache: Distanzierung „ohne Einschränkungen“ 

Dem Bericht zufolge habe Strache auch Sinnsprüche auf der Innenseite des Buchumschlags hinzugefügt. Es handle sich dabei „um ein Zitat des antisemitischen deutschen Historikers und Dichters Ernst Moritz Arndt sowie ein militärisch-martialisches Gedicht des 1973 verstorbenen österreichischen Nationalsozialisten Joseph Hieß“. Das Material sei der „Süddeutschen“ über einen Informanten zugespielt worden, der anonym bleiben wolle und eine eidesstattliche Erklärung abgegeben habe. Demnach habe Strache die Widmung für einen „Weggefährten aus der rechtsextremen Szene“ verfasst, der „zum Milieu der deutschnationalen Verbindungen“ gehört habe; nach dessen Tod sei das Buch samt Widmung bei der Zeitung gelandet.

Strache hatte stets beteuert, sich „nie“ antisemitisch geäußert zu haben. In der Stellungnahme, die sein Anwalt der Münchener Zeitung übermittelte, erklärte er, er würde sich „ohne Einschränkungen“ von den Aussagen des Buches distanzieren. Judenfeindlichkeit lehne er „aus tiefer Überzeugung“ ab.

Der Wiener Politiker war vor seiner Zeit bei der FPÖ im rechtsextremen Milieu aktiv. Mittlerweile ist er Chef einer neuen Partei, der „Liste Strache“ (ehemals „Allianz für Österreich“, Anm.). Gegen ihn gibt es Korruptionsvorwürfe.

>> zum Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ mit Fotos der Dokumente

(Red.)

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