Kunsthaus Bregenz

Kunst in der Coronazeit: Verstören und berühren

Exzentrisch.  Die Künstlerin küsst eine Krähe. Marianna Simnett: „Head Shot“.
Exzentrisch. Die Künstlerin küsst eine Krähe. Marianna Simnett: „Head Shot“.Rhett Hammerton
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Keine große Eröffnung, dafür ein Eiswagen vor dem Haus: Das Kunsthaus Bregenz zeigt die erste Schau zur Kunst in der Coronazeit.

Diese Ausstellung ist nur genau zu diesem Zeitpunkt in dieser Form möglich. Das Kunsthaus Bregenz zeigt ab 5. Juni eine Sonderausstellung, die der veränderten Gegenwart, dem prekären Lebensgefühl seit Beginn der Coronakrise nachspürt. „Unvergessliche Zeit“ heißt die Schau, die Werke vorstellt, die während der Quarantäne oder in unbehaglicher Vorahnung auf das momentane Geschehen entstanden sind. „Être de son temps“, zitiert Kunsthaus-Bregenz-Direktor Thomas Trummer den französischen Lyriker Baudelaire. Er sieht es als seine Aufgabe: In der Zeit zu sein. „Die Kunst war zu Beginn der Quarantäne still. In der ersten Woche waren die Virologen am Wort, dann kamen die Psychologen und Philosophen. Aber irgendwann bekam ich von Künstlern ungefragt Bilder geschickt, die sie gerade gemacht hatten. Ich dachte: Genau das müssen wir zeigen“, schildert Trummer die Entstehung der Schau. Er zählte immer darauf, die Werke real zu zeigen. „Wir haben auch digital einiges gemacht. Peter Weibel meinte in der Krise: ,Jetzt ist die physische Kommunikation beendet.‘ Ich dachte, dass das nicht stimmt. Die Präsenz des anderen ist wichtig, die Begegnung, der Blick, die Umarmung. Wir werden den anderen wieder stärker wertschätzen nach der Krise. Das gilt auch für die Kunst.“

Visionär. Markus Schinwald befasste sich schon vor Corona mit Beschränkungen. „Delia“, „Grita“.
Visionär. Markus Schinwald befasste sich schon vor Corona mit Beschränkungen. „Delia“, „Grita“.Markus Schinwald, Bildrecht Wien 2020, Markus Schinwald/Gio Marconi, Bildrechte Wien 2020

Licht und Raum

Gerade das Kunsthaus Bregenz könne durch seine Architektur (von Peter Zumthor) seine Stärke ausspielen. „Das Licht, der Raum sind einzigartig. Die Besucher verlangsamen alle ihren Schritt, sobald sie das Gebäude betreten.“ Mit seiner Schau ist Trummer einer der Ersten, die wieder loslegen. Die großen Häuser, mit denen er sich vergleicht, stehen noch still. Um Stillstand geht es auch in dem Film der britischen Künstlerin Helen Cammock – sie kommt aus der Sozialarbeit, bekam 2019 den Turner Prize, den bedeutendsten britischen Kunstpreis, zugesprochen. Sie zeigt darin eine Abfolge von stillstehenden Bildern, ereignislose Verläufe, ohne Erzählung und Darsteller. Eine Reflexion über den Müßiggang. Was bedeutet es, durch die Pandemie gebremst zu werden?

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