Propagandaschlacht

Wie sich China am Aufruhr in den USA weidet

Bilder vom Anti-Regierungsprotest in Hongkong. Die Situation in den USA ermöglicht es China, Kritik daran abzuschmettern.
Bilder vom Anti-Regierungsprotest in Hongkong. Die Situation in den USA ermöglicht es China, Kritik an der eigenen Menschenrechtssituation zurückzuweisen.REUTERS
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Die chinesischen Machthaber beobachten die gewalttätigen Ausschreitungen in den USA mit Schadenfreude. Genüsslich weisen sie auf die Scheinheiligkeit und Doppelmoral Washingtons hin.

Selbst ein exzentrischer Drehbuchschreiber hätte sich so eine historische Synchronizität nicht ausdenken können: Während am kommenden Donnerstag der blutigen Niederschlagung der Studentenbewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz durch die Volksbefreiungsarmee gedacht wird, droht US-Präsident Donald Trump 31 Jahre später den Demonstranten im eigenen Land mit dem Einsatz seiner Streitkräfte.
„Wo sind die Menschenrechte?“, schreibt „Global Times“-Chefredakteur Hu Xijin in einem Kommentar. Dass ausgerechnet der Leiter des parteitreuen Propaganda-Organs der chinesischen Regierung eine solche Frage stellt, mag befremdlich erscheinen.

Auf den zweiten Blick ist die Kritik Hus aber nicht so abwegig: „Die US-Politiker zeigen keine Toleranz gegenüber Unruhen, aber haben unzählige Angriffe auf andere Länder gestartet, die nur ihren Rechtsstaat schützen wollen.“ Dabei spielt Hu Xijin natürlich auf die Proteste in Hongkong an, die von den Republikanern wie den Demokraten in den USA zu Freiheitskämpfen stilisiert werden – trotz gewalttätiger Proteste. Auf Twitter legte Chefredakteur Hu noch eins drauf: „Endlich können die Amerikaner es vor ihrer eigenen Haustür erleben. Ich möchte Außenminister Pompeo einmal fragen: Sollte Peking die Proteste in den USA unterstützen, wie auch Sie die Aufständischen in Hongkong glorifiziert haben?“


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