Corona

Donauinselfest (fast) ohne Insel

APA/Herbert P. Oczeret
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Das Donauinselfest, eines der größten Freiluft-Events in Europa, wurde abgesagt. Als Ersatz soll das Fest nun zu den Wienern kommen – mit zahlreichen Auftritten in den Grätzeln.

„Wir wissen, dass viele Partner von uns um ihre Zukunft bangen. Deshalb haben wir es uns diesmal nicht leicht gemacht. Aber wir haben entschieden, das Donauinselfest ausfallen zu lassen“, erklärte Barbara Novak, Parteimanagerin der Wiener SPÖ, am Mittwoch. Dann folgte der Nachsatz: „Aber wir haben ein Alternativkonzept.“

Das Motto: Wenn die Menschen nicht zum Donauinselfest kommen (dürfen), kommt das Donauinselfest zu den Menschen. „Es geht hinaus in die Grätzel, zu unseren Besuchern nach Hause oder an den Arbeitsplatz, in ganz Wien werden die Grätzel bespielt“, erklärte Novak.

Pop-Up-Konzerte bis in den Herbst

In der Praxis bedeutet das: Von 1. Juli bis 20. September wird es rund 240 Pop-Up-Auftritte in ganz Wien geben – ausschließlich mit österreichischen Künstlern. Dafür fährt ein Donauinselfest-Tour-Bus 80 Tage durch Wien, hält in unterschiedlichen Bezirken wo die Konzerte und andere Veranstaltungen (z. B. Kabarett) auf der rollenden Bühne stattfinden, und fährt danach weiter. Ein Auftritt soll zwischen 20 und 25 Minuten dauern. Nachdem die Konzerte spontan stattfinden, rechnet Thomas Waldner, zuständig für die Organisation des Festes, „nicht mit hunderten Menschen, die kommen“.

Was Waldner damit meint: Die Einhaltung des Sicherheitsabstandes bei den Konzerten sollte kein großes Problem sein. Wo der Bus wann anzutreffen ist? „Das wird eine Überraschung sein“, meint Novak, die mit diesem Konzept Massenversammlungen an den Konzertorten in Corona-Zeiten vermeiden will. Gleichzeitig appellierte Novak an die Eigenverantwortung der Besucher bei der Einhaltung des Corona-Sicherheitsabstandes.

Förderung für Künstler

Am Ende dieser Bus-Tour wird es am 19. und 20. September ein Finale auf der Insel über die Bühne gehen – jedoch mit einer stark beschränkten Besucherzahl. Derzeit ist von maximal 1500 Besuchern auf einem Areal die Rede, auf dem an einem regulären Donauinselfest rund eine Million Besucher pro Tag sind. Die Karten für die Abschlussevents werden deshalb verlost – wobei nicht nur diese großen Shows im TV und Radio übertragen werden. Insgesamt sind 13 wöchentliche TV-Shows, auch mit Interviews, geplant.

Betont wurde bei der Präsentation der Pläne, dass man das Donauinselfest nicht ersatzlos absagen wollte – „weil wir die Kulturszene nicht allein lassen wollten“, erklärte Kurt Wimmer vom „Wiener Kulturverein“, der Trägerorganisation des Donauinselfestes. „Es geht natürlich auch um die Förderung von heimischen Künstlern“, betonte auch Novak.

Medizinischer Beirat

Für das alternative Donauinselfest-Programm wurde auch ein Covid-19-Beirat aus dem medizinischen Bereich ins Leben gerufen, der die Umsetzung des (Sicherheits)Konzeptes überwacht. Vorsitzender des Beirates ist der bekannte Mediziner Siegfried Merin: „Wir sind ein breit aufgestelltes Team, auch mit Virologen, die hier die nächsten Wochen begleiten.“ Nachsatz: „Denn wir werden Anpassungen treffen müssen“, mutmaßt Merin, der versicherte: Es würde alles versucht, um Maßnahmen „für die größtmögliche Sicherheit“ zu setzen. Die Durchführung des dezentralen Donauinselfestes hält Merin persönlich „für wesentlich“: „Es ist wichtig, ein Zeichen für die Künstler zu setzen.“

Novak thematisierte am Mittwoch auch einen „Presse“-Bericht, wonach sich die Opposition empört, dass die SPÖ das (nun dezentrale) Donauinselfest mitten in den Intensivwahlkampf legt. Die FPÖ forderte, dass die Stadt das Fest gleich selbst veranstalten soll, Neos forderte eine totale Privatisierung des Donauinselfestes; also die Streichung von Subventionen.

„Wahlkampffreie Zone“

Dazu meinte Novak am Mittwoch: „Ich habe klar mitgeteilt, dass das Donauinselfest eine wahlkampffreie Zone ist. Das gilt für alle Veranstaltungen in den Grätzeln und die drei großen Konzerte auf der Donauinsel. Diesen Aspekt möchte ich wiederholen.“ Denn die Veranstaltung sei zu wichtig, um mit Parteiwerbung angreifbar zu werden, versicherte Novak.

Nebenbei wurde auch ein dezentrales Donauinselprogramm für Kinder und Jugendliche auf die Beine gestellt. Es soll vor allem in Wiener Freibädern und den Parks veranstaltet werden. Details dazu gab es am Mittwoch allerdings noch nicht.

(stu)

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