Reisefreiheit

Alle Kontrollen zu Nachbarländern außer Italien fallen

Grenzkontrollen
Grenzkontrollen(c) REUTERS (ANDREAS GEBERT)
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Die vollständige Reisefreiheit zu den Nachbarländern wie in Vor-Corona-Zeiten wird wieder hergestellt. Nur in Italien sind die Infektionszahlen noch zu hoch. Doch für Italien könnte es wie auch für Kroatien bald Lockerungen geben.

Österreich stellt nach rund drei Monaten Corona-Beschränkungen wieder vollständige Reisefreiheit zu seinen Nachbarländern mit Ausnahme zu Italien her. Ab dem morgigen Donnerstag werden die Grenz- und Gesundheitskontrollen gegenüber Deutschland, Liechtenstein, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn eingestellt, teilte Außenminister Alexander Schallenberg am Mittwoch mit. Das bedeutet übrigens nicht, dass es in den Zielländern derzeit keine weiteren Maßnahmen zu beachten gibt. Das dürfte sich aber ebenfalls in den nächsten Tagen ändern.

Für diese Länder gelte die Vor-Corona-Situation - es gebe keine Quarantäne oder Test-Erfordernisse bei der Einreise nach Österreich. Zu Italien bleiben die Beschränkungen bestehen, nächste Woche soll die nächste Evaluierung erfolgen. Man sehe, dass sich die Situation auch in Italien deutlich verbessert habe und einzelne Regionen - wie beispielsweise Südtirol - schon gute Covid-19-Zahlen vorweisen könnten, sagte Schallenberg. Den Vorschlag aus Bozen, wonach gegenüber italienischen Regionen geöffnet werden könnte, wolle man daher "sehr ernst nehmen". Ziel sei eine "Öffnung zu Italien, sobald die Zahlen es zulassen".

„Keine Entscheidung gegen Italien"

Außenminister Schallenberg betonte, dass die Lockerungen "keine Entscheidung gegen Italien" seien und man "so bald wie irgendwie möglich" auch diese Grenze öffnen wolle. Auch die Schweiz und Slowenien würden noch nicht zu Italien öffnen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ergänzte, es sei "nicht ausgeschlossen", dass eine (teilweise) Öffnung zu Italien bereits am 15. Juni erfolgen könne. Es sei aber die Frage, wie man eine Reiseerlaubnis für einzlene Regionen technisch umsetzen könnte. Klarheit zu Italien werde es in den nächsten ein bis zwei Wochen geben, so der Minister.

Italien sei ein "sehr enger Freund und bedeutender Nachbar", sprach Außenminister Schallenberg beruhigende Worte an den Nachbarn. Er werde auch noch am Mittwoch mit seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio sprechen. "Der heutige Beschluss ist eine Momentaufnahme."

In Bezug auf andere Länder mahnte der Außenminister zu Geduld. Konkret gefragt nach beliebten Urlaubsländern der Österreicher wie Kroatien und Griechenland, sagte der Minister: „Heute erster Schritt, die physischen, unmittelbaren Nachbarstaaten Österreichs und nächste Woche werden wir schon sicher Schritte beschließen können zu weiteren Staaten.“ Nach Kroatien darf man zwar einreisen, derzeit müsste man sich nach Rückkehr nach Österreich aber 14 Tage in Quarantäne begeben oder einen negativen Sars-CoV-2-Test vorlegen.

Schweden, Großbritannien und Spanien seien hingegen "schwierige Fälle", bei denen man noch nicht sagen könne, wann eine Öffnung möglich sein wird. In Hinblick auf Nicht-EU-Staaten gebe es den Wunsch, sich in der EU abzustimmen, etwa bei Reisen nach Lateinamerika, Russland, China und in die Subsahara. "Global gesehen stecken wir noch mitten in der Pandemie", dämpfte Schallenberg diesbezüglich die Erwartungen. Daher könne Reisefreiheit in viele Länder voraussichtlich über Monate nicht hergestellt werden.

(c) APA

Hausverstand als „bester Reiseschutz"

Der Außenminister appellierte auch an Hausverstand der österreichischen Reisenden. Dieser wäre "der beste Reiseschutz". Die Reisenden sollten sich insbesondere auch überlegen, wie sie gegebenenfalls wieder zurückkommen würden. Die Bereitschaft im Außenministerium für weitere Rückholaktionen sei "sehr überschaubar".

Auch Anschober betonte, die Pandemie sei noch nicht beendet. Derzeit verschiebe sich der Schwerpunkt u.a. auf Lateinamerika sowie die USA. "Aber auch in Europa ist es nicht vorbei." Man dürfe keine Risiko eingehen und "nur dort Reisetätigkeit durchführen, wo man das Gefühl hat, man ist auf der sicheren Seite".

Innerhalb Italiens darf wieder gereist werden

In Italien selbst, dürfen nach rund drei Monaten mit strengen Corona-Beschränkungen die Italiener selbst wieder unbeschränkt zwischen den 20 Regionen des Landes reisen. Am Mittwoch kam es zu einem starken Zuwachs des Verkehrs auf den Autobahnen. Unweit von Mailand und in Ligurien wurden Staus gemeldet, berichteten Medien.

Bahnhöfe und Flughäfen berichteten von einem starken Passagierzuwachs. Im römischen Hauptbahnhof Termini wurde Passagieren die Temperatur gemessen. Die Bahnen stockten das Angebot der Züge auf der Hochgeschwindigkeitsachse zwischen Turin und Neapel stark auf. Zu Staus kam es auch im sizilianischen Hafen von Messina beim Zugang zu den Fähren, die Passagiere zum Festland in Kalabrien bringen.

Das Verlassen der eigenen Region war in Italien seit Anfang März eingeschränkt gewesen. Bisher durften Italiener nur ausnahmsweise die Heimatregion verlassen. Sie mussten dann eine schriftliche Selbsterklärung über ihre wichtigen Gründe parat haben. Auch Ausländer durften während der Corona-Sperren nur mit triftigem Grund einreisen, etwa wegen einer Arbeit.

Italien hofft auf Tourismus-Neustart

Und auch wenn Österreich noch zögert, Reisen zum südlichen Nachbarn zu ermöglichen, Italien hat seine Grenzen für Urlauber prinzipiell wieder geöffnet. Seit Mittwoch gilt für Menschen aus EU-Ländern sowie Großbritannien, Norwegen und der Schweiz wieder die Reisefreiheit. Eine zweiwöchige Quarantäne für Ausländer, die nach Italien einreisen, wurde abgeschafft.

Italien erhofft sich jetzt einen Neustart des Tourismus. "Italien ist bereit, ausländische Urlauber in Sicherheit zu empfangen. Touristen aufzunehmen bedeutet, unsere Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen", so Außenminister Luigi Di Maio, der am Mittwochnachmittag seinen französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian in Rom trifft, um unter anderem über die Grenzöffnung zu sprechen.

Zu den Regionen, die sich viel von der Grenzöffnung erwarten, zählt Friaul Julisch Venetien. Die Region sei für Urlauber sicher. Die Infektionsrate sei so niedrig wie in den deutschen Bundesländern mit den niedrigsten Covid-19-Fällen, berichtete der friaulische Präsident Massimiliano Fedriga, am Mittwoch. Dass gerade die Besucher aus Österreich aber ein wichtiger Faktor sind, zeigte die magere Bilanz der Pfingst-Urlauber etwa in Lignano.

„Diese Grenzschließung hilft nicht"

Der Präsident der norditalienischen Region Venetien, Luca Zaia, hofft, dass es in Sachen Grenzöffnung bald zu einer "Lösung" mit Österreich kommt. "Diese Grenzschließung hilft nicht. Ich hoffe, dass Österreich bald seinen Beschluss rückgängig machen wird", sagte Zaia bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Venedig.

Der Lega-Politiker hob die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Italien hervor. Zaia berichtete, dass der Druck in Österreich für die Wiedereröffnung der Grenze nach Italien zunehme. Er hoffe, dass es bald zu Neuigkeiten komme. „In Venetien seien österreichische Besucher mehr als Urlauber, sondern wie "Verwandte".

(APA)

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