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Noch ist der Großglockner ein Geheimtipp für Radler

Meterhoch türmt sich der Schnee entlang der freigefrästen Straße oben am Hochtor
Meterhoch türmt sich der Schnee entlang der freigefrästen Straße oben am HochtorBenedikt Kommenda
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Dieser Tage bietet sich die Gelegenheit, Österreichs höchsten Berg relativ ungestört mit dem Fahrrad in Angriff zu nehmen.

Bei allen Leiden und Schäden, die Corona ausgelöst hat – einen winzigen Vorteil hat die Pandemie: Die Attraktionen, die Österreich bietet, werden plötzlich mehr geschätzt. Kein Wunder: Angesichts der Reisebeschränkungen braucht man woanders erst gar nicht hinzuschauen, und um Platz raufen muss man auch nicht, wenn keine ausländischen Touristen da sind.

Das möchte man jedenfalls meinen, auch wenn zum Beispiel Bewohner und Besucher von Hallstatt ganz anderes zu berichten wissen. In meinem Fall jedoch ist die Kalkulation aufgegangen: Ich bin so gut wie allein auf den Großglockner geradelt. Nur wenige Tage nachdem die Hochalpenstraße fertig geräumt worden war, habe ich mir den Traum vieler bergaufstrebender Rennradfahrer verwirklicht, völlig ungestört von Bussen, Autos, Motorradfahrern oder anderen Radlern (die eigentlich nur hätten schneller sein können als ich).

Das letzte Stück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe war gesperrt; mittlerweile ist es freigegeben
Das letzte Stück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe war gesperrt; mittlerweile ist es freigegebenBenedikt Kommenda

Weil von Norden Schlechtwetter drohte, habe ich mich für die Auffahrt von Heiligenblut aus in Kärnten entschieden. Auch diese Rechnung hat gestimmt: Bis knapp vor dem Ziel ist die Sonne immer wieder durchgekommen. Nur ich nicht bis zum Ziel, denn das letzte Stück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe war noch gesperrt. Also umdrehen und gut hundert Höhenmeter retour runter, die ich dann Richtung Hochtor wieder rauf und überbieten musste. Dort, beim Pass nach Salzburg auf 2504m Höhe, war dann Schluss: kalt, Schneegriesel, keine Sicht – und doch das befriedigende Gefühl, es geschafft zu haben. 1476 Höhenmeter, 35,57km in 3:57 Stunden, so wird die Sportuhr im Tal Bilanz ziehen.

Beschränkte Sicht am Hochtorpass
Beschränkte Sicht am HochtorpassBenedikt Kommenda

Wenn Sie sich jetzt fragen, wo der Großglockner war, kann ich nur sagen: gute Frage. Als ich das Grau in Grau auf der Passhöhe verlassen hatte und wieder weiter sehen konnte, habe ich zwar ein paar Dreitausender erblickt. Aber deren höchsten? Ich weiß es nicht. Ich habe vor lauter Groß den Glockner nicht gesehen. Aber so günstig wie in diesen Tagen sind die Voraussetzungen für den Versuch wohl nicht mehr lange.

E-Mails an: benedikt.kommenda@diepresse.com

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