Gastkommentar

Weil Mahrer es sagt, stört es!

'AUSTAUSCH DER BUNDESREGIERUNG MIT DEN SOZIALPARTNERN ZUM CORONAVIRUS IM BUNDESKANZLERAMT': MAHRER
'AUSTAUSCH DER BUNDESREGIERUNG MIT DEN SOZIALPARTNERN ZUM CORONAVIRUS IM BUNDESKANZLERAMT': MAHRERAPA/ROLAND SCHLAGER
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Ein Interview und das dazu gehörige Foto von Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer im „Falstaff“ sorgten für Empörung und Gelächter im Netz. Hier wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen.

Hugo von Hofmannsthal, der große Librettist von Richard Strauss und Schöpfer des „Jedermann“, appellierte 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, an seine großbürgerlichen Freunde – sinngemäß: Geht bitte gerade jetzt ins Theater, in Restaurants, in Kaffeehäuser und gebt euer Geld aus, damit viele Arbeitsplätze erhalten werden können. Der wohlhabende Mittelstand hat jetzt die Aufgabe zu leben, um leben zu lassen!

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, sagte im Mai 2020 nach der ersten Coronawelle Ähnliches im Wein- und Gourmetmagazin „Falstaff“ und appellierte an die genussfreudigen Leser dort: „Genießen wir wieder.“

Beide Herren bezogen sich auf dieselbe simple volkswirtschaftliche Rechnung: Wenn auch der Mittelstand nicht mehr konsumiert/genießt, steht die Gastronomie nicht mehr auf. Wirtschaft ist Psychologie. Genuss ist nichts Verwerfliches, sondern etwas für die Wirtschaft Nützliches. Das sollte eigentlich simpel und klar verständlich sein. Möchte man meinen.

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Shitstorm und Scheinheiligkeit

Nicht so in diesen Tagen. Der Kammerpräsident sagte nämlich nicht nur diese Worte im „Falstaff“, sondern ließ sich auch mit einer Großflasche des steirischen Paradewinzers Polz ablichten. Und das war der Sündenfall. Denn sofort gab es einen Aufschrei in den sozialen Medien. Nach dem Motto: Wie kann es sich der Wirtschaftskammer-Präsident erlauben, sich mit einer großen Weinflasche fotografieren zu lassen, wo doch so viele UnternehmerInnen vergeblich auf staatliche Unterstützung, abgewickelt durch die Wirtschaftskammer, warten.

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