Abstiegskampf

Fingerzeig aus dem Tabellenkeller

APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Robert Ibertsberger, 43, meistert Liga-Neustart und Cheftrainer-Debüt mit dem höchsten Sieg der St. Pöltner Bundesliga-Geschichte. War die Corona-Zwangspause gar ein Vorteil für seine Mission Klassenerhalt?

St. Pölten. Die Ausgangslage war tückisch: Anfang März, also wenige Tage vor dem Corona-Shutdown, hatte Robert Ibertsberger Tabellenschlusslicht St. Pölten übernommen, der Bundesliga-Neustart drei Monate später war zugleich sein Debüt auf der Trainerbank. Der Druck ist hoch, gelingt der Klassenerhalt nicht, ist der 43-Jährige im Sommer seinen Job schon wieder los. Wie damals beim WAC (2018) und bei der Wiener Austria (2019), als Ibertsberger nach Saisonende und neun bzw. elf Partien als Interimslösung seinen Hut hatte nehmen müssen. „Ich bin gekommen, um zu bleiben. Die Mannschaft hat die Klasse, die Liga zu halten“, hatte der Ex-Nationalspieler in St. Pölten erklärt.

Nun gelang ein Traumstart in die Qualifikationsgruppe. 5:0 siegte die Ibertsberger-Truppe bei der WSG Tirol und stieß auf Tabellenplatz neun vor. Der Gegner war ob des plötzlichen Ausfalls von Trainer Thomas Silberberger (Motorradunfall) zwar gezeichnet, St. Pölten zeigte dennoch ein neues Gesicht: Gleich mit den ersten drei Topchancen wurde die Partie in der Startviertelstunde entschieden, der Sieg war am Ende nicht nur der höchste in der Bundesliga-Historie von St. Pölten, sondern auch der erste Zu-null-Erfolg der laufenden Saison (nach 54 Gegentreffern in 22 Partien). Schon das jüngste Testspiel gegen den Lask (0:0) hatte eine Trendwende angedeutet.

War der Shutdown, zumindest aus sportlicher Sicht, für St. Pölten gar von Vorteil? Ibertsberger: „Für mich war – blöd gesagt – die Pause gar nicht so schlecht, weil ich als neuer Trainer länger Zeit hatte, die Mannschaft kennenzulernen.“ Weil es nun Schlag auf Schlag geht (neun Runden bis Anfang Juli), stehen die Chancen auch nicht schlecht, dass St. Pölten seinen Schwung behalten kann. „Ich denke, wir sind da gut aufgestellt und können das auch verletzungsfrei überstehen“, meinte Ibertsberger.

"Spielweise anpassen"

Seine Spielerkarriere (u. a. Austria Salzburg, AC Venezia, Sturm Graz, Innsbruck) hatte der Flachgauer wegen einer schweren Knieverletzung vorzeitig beenden müssen. Als Trainer hatte er sich im Red-Bull-Nachwuchs und im Coaching-Team der SV Ried versucht, ehe er als Heimo Pfeifenbergers Assistent beim WAC anheuerte. Als Interimstrainer gab Ibertsberger in Wolfsberg und bei der Austria dann den Feuerwehrmann.

Noch ist das in St. Pölten nicht viel anders. Erst nach dem erreichten Klassenerhalt wird Ibertsberger seine Spielideen entwickeln können. Auch mit Blick auf den Abstiegskampf ist nicht mit weiteren Offensivfeuerwerken zu rechnen. „Für uns geht es um sehr viel, man muss die Spielweise dementsprechend anpassen. Da gibt es sicher nicht viel Risiko“, umriss der frühere Verteidiger die Mission Klassenerhalt. Das Schützenfest in Innsbruck ist zugleich eine Warnung. Schon im Heimspiel am 9. November hatten die St. Pöltner einen klaren 5:1-Sieg über Tirol gefeiert. Anschließend blieben sie acht Partien in Folge sieglos.

Am Samstag aber will Ibertsberger wohl noch einmal nachlegen. St. Pölten empfängt seinen Exklub Austria Wien.

(joe)

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