Formel 1

Toto Wolff: „Wie lange hält unser Auto durch?“

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Toto Wolff fiebert dem WM-Start in Österreich entgegen, Spielberg sei allerdings „keine Mercedes-Strecke“. Weil Tests und Daten fehlen, starte jeder bei Null – und das habe großen Reiz.

Wenn ein Rennfahrer nicht mehr losfahren kann, sagt Toto Wolff, muss er sich anpassen. Doch das passe genau gar nicht in dessen Naturell, weil er immer allen davonfahren will. Der „Lockdown“ in der Corona-Phase bedeutete für die Rennszene gewaltige Einschnitte, Verzichte, Kurzarbeit, Home-Office oder Ängste, weil Fallzahlen in England, wo das F1-Team von Mercedes in Brackley stationiert ist, extrem in die Höhe schossen. Die das Szenario begleitende Ungewissheit, ob die Saison überhaupt starten kann, war eine Pein. Dass er dafür „sehr viel Zeit mit den Kindern“ genoss, verhehlte er trotzdem nicht.

Doch jetzt, mit dem Signal für den Start in Spielberg am 5. und 12. Juli, machte sich „Befreiung, „ja Erleichterung“ spürbar. Dann wollen Rennfahrer sofort wieder losfahren, doch zuerst gelte es, Vorgaben zu erfüllen, die seitens der Politik gestellt wurden. Dass sagte Wolff, 48, gewohnt besonnen bei einer Zoom-Konferenz am Mittwoch. Die Chance zu erhalten, wieder in den Formel-1-Alltag zu starten, werde von der Königsklasse des Motorsports sehr geschätzt.

Aston Martin? Austria? Wie steht er zu Spielberg?

Dafür werde man auch alles unternehmen. Tests und Atteste vorlegen, per Charterflieger nach Zeltweg reisen, Transport in eigenen Bussen sowie Einquartierung für 80 Teammitglieder in eigens zugewiesenen Hotels arrangieren, die Außenwelt meiden – und sich mit der Strecke wieder vertraut machen. „Spielberg liegt zwar in Österreich, in meiner Heimat. Aber es ist definitiv keine Mercedes-Rennstrecke. Andere Höhenlage, höhere Temperatur – für uns wird der Saisonstart nicht leicht.“

Wobei es diesmal gesondert schwierig sei, das Auto abzustimmen. Denn es komme direkt aus „dem Container, der seit Australien und dem Lockdown verschlossen war.“ Alle Teams hätten vier Wochen Zeit, es sei also ein „Rennen vor dem Rennen“, um für den Start bereit zu sein. Man steige in Spielberg „live“ ein, ohne Vorbereitung, ohne Tests und Daten. Doch diese Ungewissheit („Kernthema ist die Haltbarkeit. Wie lange hält unser Auto durch?“) berge einen Reiz: „Jeder fängt bei Null an.“

Der Wiener, seit 2013 Teamchef des F1-Teams Mercedes, sprach es gelassen aus. Dass ihn zuletzt viele Fragen in Redebedarf brachten, konnte ihm seinen Lockerheit nicht nehmen. Nein, mit Aston Martin verbinde ihn bis auf ein kleines Aktienpaket nichts. „Ein operativer Job kommt für mich da nicht infrage – ich bleibe bei Mercedes“, stellte er dann allerdings direkt und mit etwas lauterer Stimme klar.

Vettels Chancen bei Mercedes

Darum halte Wolff an der Fahrerpaarung Lewis Hamilton und Valtteri Bottas fest, da sie harmoniere und erfolgversprechend unterwegs war. Dass mit Sebastian Vettel ab Saisonende ein viermaliger Champion auf dem freien Fahrermarkt (er verlässt Ferrari nach sechs Jahren, sein Nachfolger wird Carlos Sainz jr.) warte, sei ihm bewusst.

Diese Frage habe er getrost tausend Mal gehört. Wolff: „Vettel ist eine tolle Persönlichkeit, ein großartiger Rennfahrer. Und, jetzt ein Außenseiter bei Mercedes auf ein Cockpit.“ Er würde nie zu ihm „Nein“ sagen. Aber vor einem Saisonstart, geschweige denn mitten in der Saison, sei von ihm dazu kein Kommentar zu erhalten.

Budget-Beschränkungen auf 130 Millionen Euro pro Team und Saison halte Wolff für gut. Die Formel1 brauche neue Strukturen und Ideen, Hersteller und Teams wollen Geld verdienen. Dadurch werde das Feld noch enger zusammenrücken, es gebe mehr Konkurrenz, zu gleichen Voraussetzungen. Wobei er Wert darauf legte, dass der Marktwert keinen Grand Prix gewinne. Das gelinge weiterhin nur dem „schnellsten Fahrer im schnellsten Auto. Und das ist auch gut so.“

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