Luftfahrt

Tiefrotes erstes Quartal bei AUA

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Flughafen Wien Schwechat - AUA - AUSTRIAN Wien, Flughafen, 17. 04. 2020 AUA Maschinen am Boden, Austrian Flugbetrieb eiimago images/SKATA
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Corona brachte der Lufthansa-Tochter einen deutlichen Verlust. Der Mutterkonzern soll umgebaut werden.

Wien. Das Grounding der zur deutschen Lufthansa gehörenden AUA erfolgte zwar erst Mitte März – also kurz vor Ablauf des ersten Quartals. Die Coronapandemie hat der Fluglinie aber bereits in diesen ersten drei Monaten deutliche Verluste beschert, wie die am Mittwoch vorgelegten Zahlen zeigen. So musste die AUA ein operatives Minus von 197 Mio. Euro hinnehmen (61 Mio. Euro davon entfiel auf die Neubewertung von Flugzeugen). Im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei einem Minus von 99 Mio. Euro.

Dass im Winterquartal ein Verlust geschrieben wird, ist für Fluglinien nicht ungewöhnlich. Heuer sei er aber auch für das Gesamtjahr mit Sicherheit zu erwarten. „Die Pandemie hat unser Unternehmen mit voller Wucht getroffen. Dieser Schlag spiegelt sich auch im Ergebnis wider. Die vollen Auswirkungen werden wir wahrscheinlich erst in den nächsten Monaten sehen. Es ist aber schon heute absehbar, dass wir Jahre brauchen werden, um die Krise zu verdauen“, erklärte Finanzchef Wolfgang Jani in der Aussendung. Die Zahl der Passagiere sank um 27 Prozent auf 1,9 Millionen Fluggäste. Der Umsatz brach um 24 Prozent auf 287 Mio. Euro ein.

„Jahresverlust reduzieren“

Die AUA will zwar ab 15. Juni den Flugbetrieb wieder aufnehmen, rechnet vorerst aber nur mit einer Auslastung von 25 bis 50 Prozent der vorhandenen Kapazität. „Das Ergebnis wird naturgemäß auch enorm darunter leiden. Wir sind gerade dabei, den absehbaren Jahresverlust über Gegensteuerungsmaßnahmen so weit wie möglich zu reduzieren“, so Jani weiter.

Wie mehrfach berichtet befindet sich die AUA zur Zeit in der Schlussphase der Verhandlungen über staatliche Hilfe. Ursprünglich wurde Staatshilfe im Ausmaß von 767 Mio. Euro – aufgeteilt auf Kreditgarantien, nicht zurückzahlbare Zuschüsse und Eigenkapital – beantragt. Inzwischen soll sich die Lage aber gebessert haben, weshalb nur noch mit einem Finanzbedarf von rund 600 Mio. Euro gerechnet wird.

Die Gespräche mit der Regierung sind dabei weitgehend abgeschlossen, eine Einigung dürfte noch im Laufe dieser oder kommende Woche bekannt gegeben werden. Der zuletzt offene Punkt einer möglichen Beteiligung an der Mutter Lufthansa soll nun vollständig vom Tisch sein. Da diese auch eine direkte Beteiligung an der AUA nicht wolle, werde das Geld und somit die staatliche Mitsprache über die zwischen Mutter und Tochter geschobene österreichische Privatstiftung erfolgen, heißt es. Derzeit sei man noch dabei, die Bedingungen (etwa die ökologischen Vorgaben für Kurzstreckenflüge oder für die Modernisierung der Flotte) innerhalb der Koalition aus ÖVP und Grünen abzustimmen.

In Summe soll die Staatshilfe abseits der Kreditgarantien nur mehr geringfügig über jenen 90 Mio. Euro liegen, die als Obergrenze beim Fixkostenzuschuss auch für andere heimische Firmen beantragbar ist. Dennoch dürfte das Paket noch der EU zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.

Trotz der staatlichen Hilfe erwartet die von 7061 auf 6943 Mitarbeiter geschrumpfte Belegschaft ein hartes Sparprogramm. In Summe sollen die Personalkosten um 20 Prozent verringert werden. Eine „tiefgreifende Restrukturierung“ steht nun auch bei der AUA-Mutter-Lufthansa an, deren staatliches Hilfsprogramm im Ausmaß von insgesamt neun Mrd. Euro in den vergangenen Tagen bereits fixiert wurde. Die Hauptversammlung soll es am 25. Juni beschließen.

20.000 Jobs weniger?

Damit das Geld zurückgezahlt werden könne, sei ein Umbau des Konzern notwendig, so Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch.Wie viele der rund 137.000 Beschäftigten gehen müssen, steht noch nicht fest. Doch in Konzernkreisen hieß es zuletzt, der Personalüberhang belaufe sich auf bis zu 20.000 Stellen. Mittelfristig sollen auch Geschäftsteile verkauft werden. In den ersten drei Monaten musste die Lufthansa einen Verlust von 2,1 Mrd. Euro hinnehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2020)

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