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Holen Europas Börsen endlich auf?

Die Corona-Krise hat die Kauflaune der Verbraucher gedämpft – das dürfte sich nicht so bald ändern.
Die Corona-Krise hat die Kauflaune der Verbraucher gedämpft – das dürfte sich nicht so bald ändern. (c) REUTERS (Thilo Schmuelgen)
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Die geplanten Corona-Hilfsgelder der EU haben eine wichtige Signalwirkung, sagt James Ashley von Goldman Sachs AM. Er räumt Europas Börsen deshalb gute Chancen ein.

Wien. Die kräftige Kurserholung an den weltweiten Börsen ist beinahe einmalig. Seit den Tiefständen von Mitte März haben US-Indizes wie der S&P 500 und die Nasdaq, aber auch der Dax in Deutschland ein gutes Stück der Verluste wettgemacht. Womit sich die Frage stellt, was Investoren derart euphorisch stimmt.

Für James Ashley, Leiter für internationale Marktstrategien bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM), liegt die Antwort auf der Hand: Viele Anleger blicken inzwischen recht hoffnungsvoll auf das kommende Jahr, erklärt der Experte im Gespräch mit der „Presse“. Denn bis dahin sollte das Schlimmste nach der Corona-Krise ausgestanden sein, wobei schon gegen Jahresende ein leichter Aufschwung einsetzen könnte.

„Bis die globale Konjunktur das Vorkrisenniveau von Anfang 2020 wieder erreicht hat, wird es aber noch einige Zeit dauern“, relativiert Ashley. Er sieht dafür mehrere Gründe: Viele Konsumenten dürften nunmehr ein Finanzpolster aufbauen, anstatt vermehrt Geld auszugeben. Schließlich wisse niemand, ob eine zweite Corona-Welle ausbrechen werde, zahlreiche Menschen wollen sich deshalb entsprechend wappnen, meint Ashley. Zudem dämpfe die hohe Arbeitslosenrate die Konsumlaune. Allein in den USA hat die Arbeitslosigkeit die Marke von rund 15 Prozent erreicht „und könnte sogar auf 20 Prozent steigen.“ Zum Vergleich: Nach Ausbruch der Finanzkrise von 2008 waren es neun Prozent. Obendrein dürften viele Unternehmen lieber mit der Rückzahlung ihrer Schulden beginnen und sich mit neuen Investitionen vorerst zurückhalten.

Geldpolitik beflügelt die Börsen

Umso wichtiger seien deshalb die massiven fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen. Inzwischen werden Rekordsummen in die globale Wirtschaft gepumpt, um die schlimmsten Folgen des Wirtschaftseinbruchs abzufedern – und das hat zuletzt auch Anleger deutlich positiv gestimmt. Vor allem die weltweit lockere Geldpolitik verpasste den Börsen neuen Schwung: Denn für Firmen bleiben Finanzierungen damit günstig, und für Anleger sind die Alternativen zu einem Aktieninvestment weiterhin dünn gesät.>

Einzig die fulminante Wende vom vergangenen März stimmt Ashley inzwischen ein wenig vorsichtig. Ob die Börsenbarometer auf diesen Niveaus einen weiteren derart kräftigen Schwung erleben werden, sei fraglich, meint er. Allein der S&P 500 hat Ende Mai wieder an der Marke von 3000 Punkten gekratzt, die Nasdaq schaffte es zurück auf ihr Allzeithoch. „Kurzfristig dürfte das weitere Kurspotenzial auf den Weltbörsen deshalb eher begrenzt sein“, sagt der GSAM-Experte. Die Bewertungen seien mittlerweile gerechtfertigt, damit aber auch nicht mehr günstig.

Das gelte vor allem für die US-Börsen – weshalb Ashley jenen in Europa zumindest in den kommenden Monaten das größere Potenzial einräumt. Eine wichtige Stütze könnte der angekündigte Corona-Hilfsfonds der EU sein. Diese legte vor Kurzem einen Entwurf für einen Wiederaufbaufonds vor, der mit 500 Milliarden Euro für nicht rückzahlbare Zuschüsse ausgestattet werden soll. 250 Milliarden Euro an Darlehen sollen hinzukommen.

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