Gastkommentar

Zu welcher Normalität soll die Pflege denn zurück?

Der Bedarf an Reformen im österreichischen Pflegewesen ist enorm.

Die Covid-19-Krise hat die die alten Schwächen im heimischen Pflegesystem verschärft. Gleichzeitig werden die Pflegeprofessionisten (DGKP, PFA, PA) weiterhin strukturell behindert und blockiert und das, obwohl die Systemrelevanz angeblich erkannt wurde. Der Bedarf an Reformen im größten Sektor des österreichischen Gesundheitswesens, der Pflege, ist enorm.

Ein weiteres Zuwarten der so dringend nötigen Pflegereformen wäre ein schlechter Dienst an der Zukunft eines leistungsstarken Gesundheitssystems, in einem Land in dem sich die Alterskohorte der über 80-Jährigen bis 2050 verdreifachen wird. Jetzt wird es Zeit, die Herausforderungen anzunehmen und zu handeln. Denn die Pandemie wird weder morgen noch übermorgen komplett verschwunden sein und korreliert nicht zwingend mit Wiedereröffnungen von Geschäften und Restaurants und Hotels. Eine erwachsene Form der Eigenverantwortung ist daher gefragter denn je.

Die Coronakrise zeigt auf, wie bedeutsam ein enger Zusammenhalt in der Gesellschaft generell ist. Unser Miteinander und Füreinander darf nicht bloß ein Schlagwort bleiben, sondern eine tatsächlich erfahrbare Solidarität, die als Gradmesser unserer demokratischen Reife verstanden werden kann. Eines ist klar: Die Gesellschaft und die momentane Pflegelandschaft ist auf die demografischen Herausforderungen und den Grad der Multimorbidität nicht ausreichend vorbereitet.

Weit entfernt von Einheit

Die Pflegekräfte werden nach wie vor in den verschiedenen Pflegesettings unterschiedlich bezahlt, trotz gleicher Qualifikation. Die Rahmenbedingungen im täglichen pflegerischen Tun haben sich um nichts verbessert und der Personalbedarf liegt nach wie vor bei 76.000 zusätzlichen Pflegeprofis bis 2030. Von einem bundeseinheitlichen Personalschlüssel in der Langzeitpflege sind wir weit entfernt und ein- und dieselbe pflegerische Dienstleistung kostet für den Endkunden in jedem Bundesland unterschiedlich viel. Es fehlt eine konstruktive Zukunftsansage, die getragen ist von Glaubwürdigkeit und dem unbändigen Willen, das Pflegesystem zukunftsfit zu gestalten!

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