Krisenmanagement

Akademische Wege zum Master of Disaster

Seit es Menschen gibt, sind sie von großen oder kleinen Katastrophen betroffen - wie – Pandemien.
Seit es Menschen gibt, sind sie von großen oder kleinen Katastrophen betroffen - wie – Pandemien.(c) APA/AFP/FREDERICK FLORIN
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Im Englischen klingt der Titel für Absolventen des Studiums von Katastrophenmanagement mächtig spektakulär. Im Deutschen hört es sich zwar etwas sperriger an, qualifiziert aber genauso für den Umgang mit Krisen.

Seit es Menschen gibt, sind sie von großen oder kleinen Katastrophen betroffen. Von Erdbeben über Lawinenabgänge und Hochwasser bis zu – genau – Pandemien. Eine funktionierende Gesellschaft sollte in der Lage sein, den Schaden zu minimieren und auch die wirtschaftlichen, sozialen und psychischen Folgen zu erkennen und möglichst gering zu halten.

In Österreich gibt es einige Studiengänge, die sich mit diesem Thema befassen. Auf der Universität Wien etwa unter dem Titel „Risikoprävention und Katastrophenmanagement (OeRisk)“, auf der Montanuniversität Leoben unter „Prozess- und Anlagensicherheit, Notfall- und Katastrophenmanagement“. Beide sind postgraduale Lehrgänge.

Bei der Uni Wien dauert der Studiengang vier Semester und richtet sich an Menschen, die im Bevölkerungsschutz sowie in der Risikoprävention und dem Katastrophenmanagement tätig sind, sowie an Mitglieder von Einsatz- und Rettungsorganisationen, Polizei, Katastrophenschutzbeauftragte, Feuerwehr, Bundesheer, Stadt- und Raumplanung sowie Personen in Forschung und Lehre.

Die Montan-Uni spricht Interessenten aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie Führungskräfte in Unternehmen, die mit den Themenbereichen Sicherheit, Risiko, Krisenbewältigung beziehungsweise Katastrophenabwehr befasst sind, an. „Uns geht es nicht nur darum zu lehren, was nach einer eingetretenen Katastrophe getan werden muss, sondern uns ist auch der Präventionsgedanke sehr wichtig“, erklärt Lehrgangsleiter Thomas Glade der Uni Wien. „Unsere Lehrenden kommen von verschiedenen Unis, es gibt aber auch praxisorientierte Spezialisten, die Übungseinheiten abhalten, um die verschiedenen Zugänge zu diesem komplexen Thema zu vermitteln.“ Für essenziell hält Glade gerade in diesem Bereich die Förderung ganzheitlichen Denkens. „Es ist besonders wichtig zu wissen, wie die Dinge zusammenhängen, welche Auswirkungen welche Maßnahmen haben und vor allem, faktenbasiert zu arbeiten.“

Auf der Montan-Uni pflegt man einen anderen Zugang, auch wenn Studiengangsleiter Harald Raupenstrauch ebenfalls interdisziplinäres Denken und ein zeitgerechtes Maßnahmenpaket bei einer Katastrophenbekämpfung für unverzichtbar hält.

Lernfähige Systeme

„Wir haben durch die jetzige Situation erkannt, wie verwundbar ein System ist. Und noch wichtiger: Wir haben erkannt, dass Systeme und Methoden lernfähig sein müssen. Auch die Techniker müssen verstehen lernen, wie der Mensch tickt, und dass sich die Technik an den Menschen anpassen muss.“ Die Montan-Uni fährt mit ihrem Angebot auf zwei Schienen: Es gibt ein viersemestriges Studium für Bachelorabsolventen und ein dreisemestriges für Menschen, die über sehr viel praktische Erfahrung auf dem Gebiet verfügen, aber keinen akademischen Abschluss haben. „Wir arbeiten an einem neuen Curriculum mit neuen Inhalten, die all das berücksichtigen, ohne zu wissen, als wie aktuell sich das herausstellen wird.“

An der FH Campus Wien werden zwei einschlägige Studiengänge angeboten: ein viersemestriges Masterstudium (Integriertes Risikomanagement) und ein sechssemestriges Bachelorstudium (Integriertes Sicherheitsmanagement), wobei man sich in erster Line an Organisationen wie große Firmen oder Ministerien wendet. „Es ist ein berufsbegleitender Studiengang, zu dem aber jeder mit Matura oder Studienberechtigung Zugang hat“, sagt Studiengangsleiter Martin Langer. Das Integrierte Sicherheitsmanagement setzt sich in erster Linie mit Risken in den Bereichen Mensch/Infrastruktur/Organisation auseinander. Gelehrt werden Brandschutz, Arbeitnehmerschutz, Security-Management, Informationssicherheit. Im berufspraktischen Bereich werden im Rahmen der inhaltlichen Fächer Projekte durchgeführt. Der Fokus des Bachelorstudiums liegt darauf, den Fortbestand einer Organisation auch unter widrigen Bedingungen zu sichern. Das Masterstudium berücksichtigt darüber hinaus wirtschaftliche Aspekte und orientiert sich am Three-Line-of-Defense-Modell. Außerdem gibt es darin Forschungsprojekte, mit denen innovative Managementansätze weiterentwickelt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2020)

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