Corona

"The Lancet" zieht einflussreiche Studie zur Covid-19-Behandlung zurück

Die Tests zum Malariamittel Hydroxychloroquin sind wieder aufgenommen worden.
Die Tests zum Malariamittel Hydroxychloroquin sind wieder aufgenommen worden.(c) APA/AFP/YURI CORTEZ (YURI CORTEZ)
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Der Artikel zum Arzneimittel Hydroxychloroquin berief sich auf Daten der US-Firma Surgisphere. Es ist schon die zweite zurückgezogene Studie, die deren Daten verwendete.

Die britische Zeitschrift „The Lancet“ hat am Donnerstag angekündigt, eine am 22. Mai veröffentlichte Studie zur Behandlung von Covid-19 zurückzuziehen. Darin wurde vermutet, dass das als Arzneistoff gegen das Virus diskutierte Malaria-Mittel Hydroxychloroquin sowie der verwandte Wirkstoff Chloroquin nicht nur keinen Nutzen bei Covid-19-Patienten hätten, sondern möglicherweise wegen schwerer Nebenwirkungen sogar das Sterberisiko erhöhten.

Mehrere Länder hatten nach der Veröffentlichung des Artikels die Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem aus der Malaria-Therapie bekannten Mittel verboten, die WHO hatte Tests dazu vorübergehend vollständig ausgesetzt.

Auch Zweifelhaftes zu Bluthochdruck und Covid-19

The Lancet begründet die nunmehrige Entscheidung damit, dass die US-Firma Surgisphere, die die Daten dafür geliefert hat, nicht bereit sei, die vollständigen Daten für eine unabhängige Prüfung zu übermitteln. Damit könne die Glaubwürdigkeit der Primärdaten nicht verbürgt werden. Schon seit ihrer Veröffentlichung war die Studie massiv kritisiert worden, „The Lancet“ hatte sich bereits von ihr distanziert und die Autoren mit einer Prüfung ihrer Daten beauftragt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die klinischen Studien zur Wirksamkeit des Medikaments Hydroxychloroquin im Kampf gegen das neuartige Coronavirus bereits wieder aufgenommen.

Es ist innerhalb weniger Tage schon das zweite Mal, dass eine weltweit einflussreiche Medizinzeitschrift einen Artikel über Covid-19 zurückzieht, der sich auf Daten von Surgisphere, einem Unternehmen für Gesundheitsanalytik, beruft. Davor hatte das New England Journal of Medicine (NEJM) einen Artikel von 1. Mai zurückgezogen. Darin war behauptet worden, dass Behandlungen gegen Bluthochdruck keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von Covid-19 hätten. In beiden Fällen war der Hauptverfasser Mandeep Mehra von der Harvard Medical School.

Trump nimmt es seit Mai - zur Vorbeugung

Die wohl bekannteste Persönlichkeit, die es als Corona-Prophylaxe verwendet, ist Donald Trump. Er hat Mitte Mai verkündet, Hydroxychloroquin zur Vorbeugung einzunehmen – weil er „viele gute Geschichten darüber gehört“ habe. 

(apa/sim)

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