Keine Beichtstühle auf eBay: Erzdiözese stoppt Auktion

(c) AP (Johnathon Henninger)
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Die Pfarre Hirschstetten wollte mit der Internet-Versteigerung Geld für die Renovierung der Kirche auftreiben. Die Erzdiözese hat die Aktion nun gestoppt: Eine profane Nutzung des Beichtstuhls sei "nicht akzeptabel".

Wien. Aus der Traum vom eigenen Beichtstuhl. Dessen geplante Online-Versteigerung aus dem Besitz einer Kirche in der Donaustadt (Pfarre Hirschstetten) wurde jetzt gestoppt. Das vermeldete die Erzdiözese Wien Montagnachmittag in einer Aussendung. Im Pfarrgemeinderat von Hirschstetten bestätigte Sprecher Martin Ritter am Abend: „Das stimmt, ich habe die Auktion aus dem Netz genommen.“ Zu diesem Zeitpunkt hielt das Angebot auf eBay noch bei 666,66 Euro.

Was war geschehen? „Käufer können ihn zu einem Spielhaus für Kinder, zu einer Sauna oder einer Bar umbauen – wer hat denn schon die Möglichkeit im Beichtstuhl ein Gläschen Wein zu trinken und dabei anonym zu bleiben?“ Mit diesen Worten hatte Ritter den Beichtstuhl auf eBay online gestellt. Die Erzdiözese bezeichnete in einer Reaktion die nicht kirchliche Verwendung von Gegenständen, die der Sakramentspendung gewidmet sind, als „inakzeptabel“. „Da in einem Beichtstuhl das Sakrament der Buße empfangen wird, ist ein Verkauf ausgeschlossen“, so Sprecher Erich Leitenberger. „Diese Aktion ist für mich eher als Hilfeschrei der Gemeinde zu verstehen.“ Grund für die Idee der Hirschstettner war die bevorstehende Neugestaltung ihrer Kirche. Alternative Finanzierungsmodelle werden in der Erzdiözese jedoch nicht gerne gesehen. „Wenn ein Gemeindeprojekt Geld benötigt, gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Der Verkauf von kirchlichen Einrichtungsgegenständen kommt aber nicht infrage“, so Leitenberger.

Nicht der erste Fall

Konsequent eingehalten wurde diese Vorgangsweise aber nicht immer: Die Pfarre Wien-Penzing versteigerte im Juli 2004 einen ihrer zwei Beichtstühle – letztlich jedoch blieb er im Besitz der Kirche. Denn den Zuschlag erhielt damals ein Pfarrgemeinde-Mitglied. Die Erzdiözese war erleichtert.

Bei sinkenden Mitgliederzahlen ist die Erhaltung von Kirchengebäuden heute vielerorts problematisch. Während Kirchenbesucher etwa in Venedig oder Florenz – außer sie gehen in eine Messe – Eintrittsgeld zahlen müssen, schließt Leitenberger das für Österreich aus. „In katholischen Kirchen ist das nicht vorgesehen. Man kann ja auch nicht nachprüfen, ob jemand zum Beten oder aus einem anderen Grund hineingeht.“ Den Eintritt für die Karlskirche interpretiert Leitenberger als Benützungsgebühr für den Aufzug.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2010)

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