Leere Worte

Rassismus: Tommy Dorfman stellt Ferragamo an den Pranger

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Auf die Black-Lives-Matter-Proteste reagieren auch viele Mode- und Beautymarken. Doch das sei für manche Brands nur eine weitere PR-Möglichkeit, so Kritiker. Sie vermissen echtes Umdenken.

Mit Anti-Rassismus-Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt solidarisieren sich nicht nur viele Menschen auf der Straße, sondern auch auf in sozialen Medien. Modemarken wollen ebenso auf die aktuellen Geschehnisse reagieren und posten meist inspirierende Zitate oder Diversity-Kampagnen auf Instagram. So auch das italienische Modeunternehmen Ferragamo, das unter ein Zitat von Nelson Mandela und einem Bild sich in die Höhe streckender Hände schrieb: "Wir greifen nach einer egalitären Zukunft. Rassismus muss jetzt aufhören."

Der queere Influencer Tommy Dorfman (1,4 Millionen Follower auf Instagram), der als Fotograf und Kurator für die "Viva Viva"-Kampagne des Labels arbeitete, prangert diese Aussage nun als heuchlerisch an. Auf Social Media schilderte er, wie er das Shooting mit der Modemarke empfand bzw. was er dort erlebte.

„Die Menschen, die diese Firma leiten, sind Rassisten"

Der Kreativdirektor von Ferragamo habe demnach etwa gefragt, ob man mittels Photoshop ein schwarzes Model weiß erscheinen lassen kann. "Die Menschen, die diese Firma leiten, sind Rassisten. Sie sind transphob. Sie sind nicht body-positive", schreibt er. Zwar würden sie dunkelhäutige und transsexuelle Models casten, aber nicht aus Überzeugung. "Sie haben mir abscheuliche, transphone und körperphobische Dinge gesagt. Ich habe sie jedes Mal zur Rede gestellt und sie versprachen sich zu ändern. Sie haben gesagt, sie hätten daraus 'gelernt'. Sie haben ganz klar weder gelernt, noch sich verändert."

Nun möchte er nicht mehr schweigen, so wie er es vor Monaten gemacht habe, als die Marke ihr "wahres Gesicht" gezeigt habe, schreibt er. "Ich bereue es, jemals mit der Marke in Verbindung gebracht worden zu sein." Er habe versucht, im Gespräch die Ansichten zu ändern, doch er bekam nur "inhaltslose Entschuldigungen“. Schon vor Monaten habe er deshalb die Beziehungen mit Ferragamo beendet. Geschwiegen habe er damals, weil ihm mit rechtlichen Konsequenzen gedroht wurden, so Dorfman weiter.

Black Lives Matter als PR-Möglichkeit

Dass hinter dem Diversity-Schlagwort die Situation mitunter ganz anders aussieht, berichtet auch Model Munroe Bergdorf. Sie reagierte auf ein - mittlerweile gelöschtes - Posting von L'Oréal Paris, das ebenfalls die Solidarität mit den Protesten zum Inhalt hatte.

Ihr Vertrag mit L'Oréal wurde gekündigt, nachdem sie sich 2017 klar gegen Rassismus aussprach. Nach den Medienberichten über ihr Zerwürfnis mit L'Oréal wurde ihr damals sogar mit Tod und Vergewaltigung gedroht. "Ihr habt mit 2017 von der Kampagne ausgeschlossen und mich den Wölfen vorgeworfen, weil ich über Rassismus und die weiße Vormachtstellung gesprochen habe. Ich musste mich um mich selbst kümmern, als ich von der Weltpresse auseinandergerissen wurde, weil ihr nicht über Rassismus sprechen wolltet", schreibt sie auf Twitter.

Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bevor rassistische Marken eine PR-Möglichkeiten in der Black-Lives-Matter-Bewegung finden würden, so das Model weiter.

(chrile )

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