Forschungsfrage

Bekommen kleine Kinder auch Muskelkater?

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Kindermuskeln sind gleich aufgebaut wie die von Erwachsenen. Aber trotzdem erleben sie selten Muskelschmerzen nach dem Herumtoben.

Viele wundern sich über die Aktivität kleiner Kinder: Nach stundenlangem Trampolinspringen oder langen Fahrradtouren bekommen sie fast nie einen Muskelkater. Eine „Presse“-Leserin fragte, ob die Muskeln im Kindesalter anders aufgebaut seien und daher Muskelkater gar nicht möglich sei.


Stefan Galler, Experte der Muskelforschung an der Uni Salzburg, antwortet: „Grundsätzlich sind die Muskeln von Kindern und Erwachsenen gleich aufgebaut. Und daher sind sie gleich anfällig für Muskelkater.“ Der Unterschied in der Häufigkeit der „Spatzn“, wie man in Teilen Österreichs sagt, resultiert also nicht aus der Physiologie, sondern aus dem Verhalten.
„Kinder muten ihren Muskeln weniger harte Beanspruchungen zu“, sagt Galler. „Wenn Kinder herumtollen und Bewegungen häufig ausführen, werden ihre Muskeln eher nicht durch äußere Kräfte gezerrt. Ihre Muskelarbeit ist also nicht exzentrisch wie etwa beim Bergabgehen, wo sich die Muskeln gegen eine Verlängerung wehren.“ Außerdem dürfte die spielerische Betätigung der Kinder mit einer langsamen Aufwärmphase verbunden sein. „Nicht zuletzt haben Kinder auch einen natürlichen Sinn für Abwechslung und ein Genug“, erklärt der Forschungsgruppenleiter im Fachbereich Biowissenschaften.

Die Ursachen für die Schmerzen des Muskelkaters hat die Wissenschaft erst in jüngerer Vergangenheit entdeckt, lang galt die Laktat-Hypothese als Erklärung. Ein Muskelkater hat aber nichts mit dieser Milchsäure oder einer Übersäuerung des Muskels zu tun, sondern entsteht durch Risse der krafterzeugenden Strukturen (Myofibrillen) im Innern der Muskelzellen. „Bei ihrer Reparatur laufen komplizierte Prozesse ab, die viele Stunden später Schmerzrezeptoren außerhalb der Muskelzellen reizen“, sagt Galler. Die Idee der Strukturschädigungen als Ursache des Muskelkaters tauchte bereits im Jahr 1900 auf. „Doch bald danach gingen Struktur-Erklärungen in der Biologie generell verloren. Im beginnenden Zeitalter der Biochemie wurden Lebensvorgänge ausschließlich durch chemische Reaktionen von Molekülen erklärt, die in Mikroskopen nicht sichtbar sind“, berichtet Galler.

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