„Nelly B.s Herz“: Nicht auf dem Boden zu halten

Als Vorlage für Aris Fioretos' Roman dient die Geschichte der Berliner Flugpionierin Melli Beese. Die wollte aber nicht nur Pilotin, sondern auch Ehefrau, Geliebte und Freundin sein. Und scheiterte am Wunsch, all diese Rollen selbstbestimmt auszuleben.

Kaum ein literarisches Konzept scheint derzeit erfolgreicher zu sein als das historisch-biografische Erzählen, vor allem wenn im Mittelpunkt die Lebensgeschichte einer vergessenen Heldin der Zeitgeschichte steht. Interessant ist dabei, dass die Form dieser Geschichten größtenteils ziemlich bieder gestaltet ist und damit im Gegensatz zur wilden Vita der Rebellinnen steht. Umso erfreulicher, wenn biografische Literatur gelingt, und dann noch auf so überzeugend hohem Niveau wie im Roman „Nelly B.s Herz“ des schwedischen Schriftstellers Aris Fioretos.

Geboren 1960 in Göteborg, und zwar als Sohn einer Österreicherin und eines Griechen, studierte Fioretos Literaturwissenschaften in Stockholm, Paris und an der renommierten Yale University, und tatsächlich ist seinen Texten immer eine erstaunliche Weltläufigkeit anzumerken. Auch im aktuellen Werk schafft es der Autor, Grenzen zu überwinden, indem er beispielsweise aus der dürftigen Quellenlage eine Überfülle des literarischen Empfindens entwickelt und damit neue, nämlich fiktive, Charaktere schafft, die trotz der historischen Distanz lebendig und glaubhaft wirken.

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