Ottessa Moshfegh: „Wie üblich bessere ich mich“

Beklemmende Irritation und verstörende Komik. Ottessa Moshfegh.
Beklemmende Irritation und verstörende Komik. Ottessa Moshfegh.(c) Jake Belcher
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Der Tradition der Short Storys folgend, verschreibt sich Ottessa Moshfegh den Abgründen menschlicher Existenz. Ihre Figuren steckt sie in Körper, die ihnen nicht passen, und in eine Welt, in der sie nicht heimisch werden.

Wenn ich mal ein Buch schreiben sollte, dann eins mit Tipps und Tricks für Männer. Wenn man zum Beispiel ein aufgedunsenes Gesicht hat, braucht man nur Kaffeesatz in den Mund zu nehmen. Wenn man ein schwaches Kinn hat, muss man sich einen Bart stehen lassen. Wenn man sich etwas wünscht und es nicht kriegen kann, wünscht man sich einfach etwas anderes. Das Allerwichtigste ist, sich selbst unter Kontrolle zu haben.“

Der Protagonist aus „Malibu“, einer von 14 „Storys“ in Ottessa Moshfeghs Erzählungsband „Heimweh nach einer anderen Welt“, hat sich gut eingeübt in eine Existenz der austauschbaren Wünsche und der kleinen Strategien des Überlebens. Um sein Arbeitslosengeld zu kassieren, erfindet er Jobs bei Anwaltskanzleien, um die er sich vermeintlich beworben hatte, eine Telefonnummer ersinnt er dazu. Als er sie wählt, meldet sich eine Frau. „,Ich bin Indianerin‘, sagte sie. ,Ich bin normal‘, antwortete ich.“ Zum Zeitvertreib geht er auf Blind Dates, nach dem Essen erbricht er regelmäßig, manchmal mäht er für ein paar Dollar den Rasen seines Onkels, gemeinsam sehen sie danach Serien – „Zeit der Sehnsucht“ heißt eine davon. Eine Zeit prekärer Sehnsucht gibt es auch für Mr Wu. Er verliebt sich in die Frau an der Kassa der Videospielhalle, in die er täglich geht, schickt ihr anonyme SMS, die sie mit unerwarteter Offenheit beantwortet, was sein Begehren sofort in Abwehr und Abwertung umschlagen lässt. Oder für den Rentner Jeb, der seine Tage im Keller verbringt, weil er dort die Geräusche der neu eingezogenen Mieterin des Nachbarhauses hören kann.

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