Blattlinie

Zweierlei Seuchen

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist einmal nicht Covid auf dem Cover. Aber Anlass zur Freude ist das nicht. Denn wieder geht es um eine Seuche, wohl die hartnäckigste der Welt.

George Floyd ist einer von vielen Schwarzen, die in den vergangenen Jahren durch US-Polizeigewalt getötet wurden. Aber das Echo ist diesmal größer, globaler. Warum, dem gehen – über die Zeitung verteilt – mehrere Artikel nach: US-Korrespondent Stefan Riecher war bei der Gedenkfeier in Brooklyn und hat mit dem Schriftsteller Touré über Trump und die Begleitumstände – die Qualität des Videos, die verstärkte Aufmerksamkeit dank Corona – geredet: „Es war ein brutaler, langsamer Mord, und die Leute haben mehr Zeit, sich damit zu beschäftigen“, sagt er. In Wien hat sich ChristineImlinger mit Imoan Kinshasa unterhalten. Sie ist Mitinitiatorin der hiesigen „Black Lives Matter“-Bewegung. Sie will, dass Betroffene selbst gehört werden, und erzählt von Rassismus auf Wienerisch.

Über die Gesten des Protests schreiben Thomas Vieregge und Markku Datler: Letzterer glaubt, dass die Zeiten, in denen politische Botschaften von Sportlern unerwünscht waren, nun vorbei sind. Der historischen Dimension rassistisch motivierter Polizeigewalt in den USA widmet sich Günther Haller.Interessant dabei ist, dass die Hauptaufgabe der Polizisten ursprünglich weniger die Verfolgung von Delikten, sondern vielmehr „die Sozialkontrolle der gefährlichen Klasse“ war.

Falls Sie nach all dem Zeit übrig haben, noch zwei rasche Lesetipps abseits des Schwerpunkts – und ja, es geht um Corona. Eva Winroither erklärt, warum der gesundheitlich sinnvolle Outdoor-Sommer Konflikte mit sich bringt – Stichwort: Schanigärten vs. Parkplätze und Weinberg-Partys. Und das Kultur-Ressort begeht den Sommer ohne Pop- und Rock-Festivals mit Anekdoten. Wenn Sie immer schon wissen wollten, warum Erich Kocina gern ein Handtuch dabei hat, hier gibt's die Auflösung

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2020)

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