In der Coronakrise hat sich die Mediennutzung kleiner wie großer Kinder stark erhöht. Doch wie schädlich ist die Beschäftigung vor dem Bildschirm für die Heranwachsenden?
Es ist fünf Uhr in der Früh, und Emil darf eine Folge seiner französischen Lieblingsserie „Simon“ anschauen, während sein Vater schlaftrunken das Frühstück zubereitet. 20 Minuten, nicht länger, das ist den Eltern wichtig. Denn der Zweijährige wird mitunter schon böse, wenn der Fernseher abgedreht wird. „Meistens kann ich ihn dann aber gut ablenken“, sagt Julia, seine Mutter. Dennoch verlangt Emil bereits aktiv nach seiner Serie. Manchmal darf er auch am Abend noch einmal fernschauen, während die Eltern essen. Oder zu Mittag. „In der Coronakrise hat sich das Fernsehen untertags leider ein bisschen eingeschlichen“, gesteht Julia.
In einer Sache sind die Eltern aber wirklich konsequent: Ihr Sohn darf nicht mit dem Smartphone spielen. Und auch Julia und ihr Mann tun das in seiner Anwesenheit so wenig wie möglich – es sei denn, es muss noch schnell ein Mail verschickt oder ein Anruf getätigt werden. „Emil wird richtig sauer, wenn ich mein Handy in die Hand nehme, weil er weiß, dass er dann nicht im Mittelpunkt steht“, sagt Julia. „So hält er mir den Spiegel vor.“
Dass Emil noch nicht mit dem Smartphone seiner Mutter spielen darf, ist auch aus entwicklungspsychologischer Sicht sehr wichtig. In den unendlichen Weiten der virtuellen Welt würde sich der Kleine noch nicht zurechtfinden und wäre völlig überfordert. Erst ab dem Volksschulalter, sagt Psychotherapeut Matthias Herzog (siehe Interview rechts), könnten Kinder vorsichtig und unter Anleitung von Erziehungsberechtigten damit beginnen, das Internet zu erkunden.