Ein Sommer im Freien

Warum wir noch mehr draußen sein werden

Tanzen auf der Straße, Freunde treffen in der Buschenschank, Feiern am Donaukanal, Yoga im Park und Familienpicknick auf der Wiese. Wegen Corona werden wir den Sommer noch viel mehr draußen verbringen. Das ist gut für die Gesundheit, sorgt aber für Konflikte. Wer darf den öffentlichen Raum wie nützen?

Seit dem Lockdown hat sich Chiara Lee Hallers Verhalten massiv geändert. Vor Corona sei sie nach der Arbeit froh gewesen, daheim zu sein. Viel zu erschöpft war sie, um sich noch einmal nach draußen zu bewegen. Seit der Pandemie ist alles anders. Haller ist Gestalterin für visuelles Marketing im Textilbereich. Sie arbeitet derzeit 30 Stunden die Woche, muss viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und den ganzen Tag die Maske tragen. Wenn sie jetzt von der Arbeit nach Hause kommt, dann „muss ich unbedingt raus. Radfahren, in den Augarten, mich an den Donaukanal setzen. Ich versuche eigentlich, meine komplette Freizeit draußen zu verbringen“, sagt die 23-Jährige.

Sie ist nicht allein damit. Im Augarten, im Türkenschanzpark, in Buschenschanken, an Donau- und Seeufern, überall strömen die Menschen derzeit ins Freie. Wobei Chiara Lee Haller in den Parks noch das Gefühl hat, dass Menschen Abstand halten. Am Donaukanal, auf dem vorwiegend jüngeres Publikum unterwegs ist, sei das eher nicht so der Fall. Auch ihre Freunde trifft sie am liebsten in Restaurants und Bars mit Außenbereichen. Denn wenn man draußen sitzt, „dann vergisst man, dass die Coronazeit existiert“. Sie findet es auch schön, dass mehr Lokale Außenbereiche haben. Jetzt fehlen ihr noch offene Clubs und Konzerte.

Sie war am vergangenen Donnerstag auf der ersten Black-Lives-Matter-Demo. „Wenn man mit 50.000 Menschen eine Demo machen kann, dann kann man auch Clubs wieder aufsperren“, argumentiert sie. Wobei sie sich auch hier mehr Outdoorveranstaltungen vorstellen kann. „Ich bin sowieso ein großer Fan von im Freien tanzen.“

Draußen ist es sicherer. Wie werden wir den Sommer verbringen? Es ist eine Frage, die sich derzeit nicht nur Privatpersonen stellen, sondern auch Mediziner. Denn geht es nach führenden Virologen, wie Christian Drosten, dann sollen wir im Sommer möglichst viel im Freien sein. Denn dort ist die Ansteckungsgefahr geringer als drinnen. Das beherzigen die Bürger und haben auch Gastronomen, Sportanbieter, Kulturstätten, Eventorganisatoren und sowieso jede Art von Dienstleister gemerkt, die in den vergangenen Wochen und mit zunehmender Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen angefangen haben, ihre Dienste nach Onlinestunden zunehmend ins Freie zu verlegen. Jedes Stück öffentlicher Raum wird genützt, gegebenenfalls darum gekämpft. Auch aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus. Draußen läuft das Geschäft besser als drinnen. Hieß es früher: Im Zweifel gehen wir hinein, damit wir nicht krank werden. Heißt es nun: Im Zweifel bleiben wir draußen, damit wir nicht krank werden.

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