Apropos Office: So oder so ähnlich sah für viele Menschen in den vergangenen Wochen ihr Arbeitsplatz aus.
Coronakrise

Home Office - über die Folgen eines ungeplanten Experiments

Abertausende Menschen haben die vergangenen Wochen im Home-Office verbracht. Unternehmen wissen nun: Auch zu Hause arbeiten Mitarbeiter viel. Und günstiger ist es womöglich auch. Viele Firmen planen deshalb bereits, ihre Büroflächen zu verkleinern.

Leer wirkt der Erste Campus im Wiener Quartier Belvedere dieser Tage. Nur einige wenige Menschen kann man in dem 1800-m2-Atrium des Erste-Group-Headquarters erspähen. In Vor-Corona-Zeiten haben hier rund 5000 Mitarbeiter gearbeitet. Dementsprechend rege war das Treiben, die Lokale am Campus und rundherum waren gut besucht. Nun sind nur vereinzelt Tische besetzt.

„Dabei ist heute nach meinem Gefühl viel los. In den vergangenen Wochen war es noch deutlich ruhiger“, sagt Stefan Dörfler, der Finanzchef der Erste Group, zur „Presse am Sonntag“. Er kann es beurteilen, er gehört zu dem kleinen Kernteam des Konzerns, das auch während des Lockdown immer vor Ort gewesen ist. „Ansonsten haben wir in den ersten Märztagen ganz, ganz schnell 95 Prozent unserer Mitarbeiter ins Home-Office geschickt. In der prekärsten Phase arbeiteten österreichweit 11.000 Mitarbeiter von zu Hause aus“, sagt er. „Das war eine organisatorische und technische Herkulesaufgabe. Anfangs waren wir skeptisch, ob unser IT-System diese enorme Belastung schafft. Aber es hat hervorragend geklappt.“ Nachdem die Ansteckungskurve abgeflacht ist und die ersten Lockerungen gekommen sind, hat sich das Management der Erste Bank freilich schnell gefragt, wie es nun arbeitstechnisch am Campus weitergehen soll: „Wenn in einem Gebäude, in dem normalerweise 5000 Menschen arbeiten, nur mehr 200 anwesend sind, ist das auf Dauer nicht der Weisheit letzter Schluss.“

Eines ist für Dörfler jedoch klar: Solange es seitens der Regierung irgendwelche Einschränkungen oder es noch keine Impfung gegen das Virus gibt, werden bei Weitem nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig auf den Campus zurückkehren.

„Zuerst haben wir eine Drittellösung, aber demnächst stellen wir auf 50 Prozent um. Trotzdem werden viele Kollegen im Home-Office bleiben.“ Hätte der Konzern – wissend, dass die Pandemie Heimarbeit zur Normalität werden lässt – dann überhaupt diesen riesigen Campus, diesen Ort der Begegnung samt großzügigen Eventlocations gebaut? „Schwer zu sagen“, sagt Dörfler. „Das Konzept der Interaktion und Agilität, das diesem Objekt zugrunde liegt, ist in der Hochzeit von Corona sicher eingeschränkt. Wäre dieser Zustand einer für alle Ewigkeiten, wäre diese Frage sehr knifflig zu beantworten. Aber davon gehen wir nicht aus.“

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