Zwei Wochen Isolation

Umstrittene Quarantänepflicht in Großbritannien tritt in Kraft

(c) Getty Images (Alex Davidson)
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Mit der Maßnahme soll eine zweite Welle von Coronavirus-Infektionen in dem Land verhindert werden. Heftige Kritik kommt vor allem aus der Reisebranche.

Reisende nach Großbritannien müssen ab Montag zwei Wochen lang in Quarantäne gehen, nachdem sie das Land betreten haben. Mit der Maßnahme soll eine zweite Welle von Coronavirus-Infektionen in dem Land verhindert werden.

Die neuen Vorschriften stoßen jedoch bei Unternehmen aus der Reisebranche auf heftige Kritik. Vor allem Fluggesellschaften protestieren. Selbst in der konservativen Regierungspartei von Premierminister Boris Johnson gibt es erheblichen Unmut über die Regelung. Ein Regierungssprecher bestätigte, dass es Überlegungen gibt, die Quarantänepflicht für einzelne Reiseziele aufzuheben.

Einreisende müssen künftig an der Grenze ihre Adress- und Kontaktdaten hinterlassen. Wer sich nicht an die 14-tägige Pflicht zur Selbstisolation hält, muss mit einem hohen Bußgeld rechnen. Die Quarantänepflicht gilt für alle Einreisenden, ungeachtet ihrer Staatsbürgerschaft. Ausgenommen sind nur wenige Berufsgruppen wie Lastwagenfahrer, medizinisches Personal und Erntehelfer sowie Reisende aus Irland, der Isle of Man und den Kanalinseln.

Johnson plant Luftbrücke

Die 14-tägige Selbstisolation sei "übereilt und nicht durchführbar", kritisierte die Kampagne Quash Quarantine. Ihr gehören nach eigenen Angaben 500 Reiseunternehmen an. "In dieser nicht praktikablen, schlecht durchdachten und wirtschaftlich schädlichen Regierungspolitik gibt es mehr Löcher als in einem Sieb", zitierte der "Telegraph" den stellvertretenden Leiter der Kampagne, Paul Charles. Auch Airlines wie British Airways hatten sich bereits über die Regelung beschwert. Sie fürchten dadurch weitere Einbußen.

Premier Boris Johnson will Medienberichten zufolge mit "Luftbrücken" die Quarantäne-Maßnahmen für viele Flugreisende umgehen. Demnach müssen Passagiere bei ihrer Einreise nicht in Selbstisolation, wenn sie aus einem Land mit geringem Ansteckungsrisiko kommen. Nach Ansicht Johnsons sei dies die beste Strategie, um das Virus in Schach zu halten und zugleich das Reisen wieder zu erlauben. Möglicherweise wird die Regelung den Berichten zufolge im Juli eingeführt.

Die Regierung in London steht wegen ihres Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie seit Monaten stark in der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Pandemie reagiert zu haben. In keinem anderen Land in Europa wurden bisher so viele Todesfälle verzeichnet wie im Vereinigten Königreich. Dort starben bisher mehr als 40 000 Menschen, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

(APA/dpa)

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