In der ORF-"Pressestunde" thronte der Tiroler Landeshauptmann hoch oben und sprach über das Tiroler Frauenbild. Dem "Widerwärtiges Luder"-Sager soll kein Rücktritt folgen. Sieht das Ministerin Edtstadler genauso?
Emotional erlebt man Karoline Edtstadler im Fernsehen ja selten. Und doch hatte es am Sonntagabend den Anschein, dass das Thema Sexismus die ÖVP-Kanzleramtsministerin nicht nur auf sachlicher Ebene beschäftigt, als sie in der "ZiB 2" zum "Luder"-Sagers ihres Parteikollegen Josef Geisler befragt wurde. Dieser, immerhin Tiroler Vize-Landeshauptmann, hatte ja eine junge Frau vor laufender Kamera "Widerwärtiges Luder" genannt, weil sie sich nicht von ihm unterbrechen ließ.
Man könne darüber "nicht einfach hinweggehen", meinte Edtstadler. Solche Beschimpfungen würden etwas mit Menschen machen, würden etwas auslösen. Man müsse gesamtgesellschaftlich daran arbeiten, meinte sie ein wenig nebulös. Gleichzeitig sagte sie aber, die Gremien in Tirol müssten über konkrete Konsequenzen für Geisler entscheiden - sie selbst wollte keinen Rücktritt fordern. Die Kurve, die sie dann nahm, war aber doch beachtlich.
"Gewalt gegen Frauen beginnt sehr oft bei Worten", betonte Edtstadler - und sprach in demselben Atemzug über ein Verbrechen vom Samstag. "Wir haben das jetzt wieder gesehen bei einem Doppelmord, das kommt nicht von heute auf morgen. Keiner wird von heute auf morgen zum Mörder, sondern da geht es ganz früh los, was in der Gesellschaft los ist und wie man Frauen gegenübertritt." Wie nun? Etwas irritierend kann man das wohl finden: Ein Hin- und Herhüpfen zwischen dem, was furchtbar ist und dem, was aber nicht unbedingt Konsequenzen haben muss.