So war es 1968, damit droht Trump noch heute: Die Nationalgarde riegelt die Beale Street in Memphis vor Demonstranten der Bürgerrechtsbewegung ab.
USA

Warum Schwarze Amerikas Gefängnisse füllen

Für die viel gerühmte Doku „Der 13.“ sind es scheinbar neutrale Gesetze und politische Kampagnen, die den Rassismus gegen Afroamerikaner bis heute zum System machen. Bewährt sich die These in den Protesten gegen Polizeigewalt?

Vier ganzseitige Inserate in New Yorker Zeitungen: Der Immobilienunternehmer ließ sich seine Kampagne einiges kosten. Er forderte 1990 die Todesstrafe für das „Wolfsrudel“, wie Medien sie nannten: fünf Teenager – vier schwarze, ein Latino –, die im Central Park eine weiße Joggerin vergewaltigt haben sollten. Sie wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, unschuldig, wie sich viel später herausstellte. Der Unternehmer hat sich bei ihnen nie entschuldigt. Im Gegenteil: Als er 2016 für die Präsidentschaft kandidierte, nannte er ihre finanzielle Entschädigung eine „Schande“. Und zu Menschen, die auf seinen Veranstaltungen gegen solche Aussagen protestierten, fiel ihm ein: „In der guten alten Zeit hätte man sie auf einer Tragbahre hinausgebracht.“

Nein, man braucht sich nicht zu wundern, warum der seelische Schmerz, die unterdrückte Wut der Schwarzen in Amerika sich gerade unter Donald Trump so mächtig Bahn brechen. Schwerer verstehen können viele Europäer, warum der strukturelle Rassismus dort noch immer virulent ist – eineinhalb Jahrhunderte nach Ende der Sklaverei, ein halbes nach dem Sieg der Bürgerrechtsbewegung. Dazu lohnt ein genauerer Blick auf die Thesen der Netflix-Doku „Der 13.“, die 2016 für den Oscar nominiert wurde und seit Kurzem frei auf YouTube zu sehen ist. Der Titel bezieht sich auf jenen Verfassungszusatz, der 1865 die Sklaverei verbot – und die Diskriminierung auf Schienen umlenkte, die bis in die Gegenwart führen.

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