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Wind- und Sonnenenergie stehen in den Startlöchern

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Die Branchen der erneuerbaren Energieträger fordern die Umsetzung der Energiewende nach der Coronakrise – auch um Österreichs Wirtschaft zu stärken. Das Jahr 2020 wird zum Turbo für eine durchdigitalisierte Energiewelt.

Beschleunigt die Corona-Krise den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie? Auch wenn Experten unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben (siehe: Energiebranche am Scheideweg), in den Branchen der erneuerbaren Energieträger wird bereits aufgerüstet, zumindest verbal. „Der rasche Ausbau von Windrädern und die Schließung von fossilen Kraftwerken sowie der Umstieg auf Elektromobilität muss nun nach der Coronakrise umgesetzt werden“, fordert etwa Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft: „Gerade jetzt sieht man, wie sauber die Luft sein könnte, wenn wir auch nur auf Teile der Verbrennung von Erdgas, Erdöl und Kohle verzichten.“ Den Weltgesundheitstag Anfang April nahm Moidl zum Anlass, auf eine jüngste Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) hinzuweisen. Den Autoren zufolge sterben allein in Europa pro Jahr rund 400.000 Menschen aufgrund der Verbrennung von Erdgas, Erdöl und Kohle. Weltweit kommen 1,8 Milliarden verlorene Arbeitstage pro Jahr hinzu, die durch Luftverschmutzung von fossilen Brennstoffen verursacht werden.

In Summe entstehen gemäß Studie der Gesellschaft dadurch rund 7,5 Milliarden Euro an Kosten, was 3,3 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts entspricht. „In Österreich werden heute noch rund ein Drittel der Stromerzeugung und zwei Drittel des gesamten Energieverbrauchs durch Erdgas, Erdöl und Kohle zur Verfügung gestellt. Je schneller wir hier den Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen, desto mehr Todesfälle können wir verhindern. Ganz nebenbei schaffen wir auch den Klimaschutz und erhalten so die Lebensgrundlagen für die nächste Generation“, schlussfolgert Moidl.

200.000 Arbeitsplätze bis 2030

Ins gleiche Horn stößt der österreichische Bundesverband Photovoltaic Austria. „Ein wichtiger Schritt wird es nun sein, anstatt Geld für den Import fossiler Energie zu verschwenden, dieses in den Ausbau der erneuerbaren zu investieren und somit die österreichische Wirtschaft zu stärken“, sagt Vorstandsvorsitzender Herbert Paierl. Der Ausbau werde vor allem durch eine Vielzahl an schlagkräftigen heimischen Unternehmern und zum großen Teil von KMUs umgesetzt. Damit geht laut Paierl ein steigender Bedarf an Facharbeitern einher, womit die aktuell angespannte Situation am Arbeitsmarkt entlastet werden könnte: „Bis 2030 sollen 200.000 Arbeitsplätze allein in der PV-Branche geschaffen werden. Vor allem PV-Anlagen im Kleinanlagenbereich können sehr zügig errichtet werden, und ermöglichen damit rasche Wertschöpfung und schnelle Produktion von sauberem Strom.“

Digitalisiert in die Postkrisenzeit

Einigkeit herrscht unter den Experten, dass die gewünschte Energiewende hin zur Klimaverträglichkeit nur mit dem verstärkten Einsatz digitaler Mittel gelingen kann – und dass die Covid-19-Krise dabei als Beschleuniger wirken wird. In einer Mitgliederbefragung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz zeigten sich kürzlich 60 Prozent der befragten Verantwortlichen von Energieunternehmen überzeugt davon, dass nach der Krise digitale Lösungen deutlich höher nachgefragt werden. Worum es bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft geht, erklärt Barbara Schmidt, Generalsekretärin bei Oesterreichs Energie: „Ziel ist es, dass intelligente Kommunikation und Technologie mit dem Energiesystem zusammenwachsen. Wir sprechen von Kraftwerken, die mit Sensoren ausgestattet sind, um etwa eine einfachere Instandhaltung zu gewährleisten, von digitalen Zwillingen und künstlicher Intelligenz zur Optimierung der Prozesstechnik, von Smart Grids, die für intelligente Netzsteuerung sorgen, und von einem intensiven Datenaustausch mit den Energiekunden.“

Die Herausforderung bestehe vor allem darin, immer mehr Marktteilnehmer in ein zunehmend dezentral organisiertes System zu integrieren. Beispielhaft ist dafür die Integration von Kunden, die selbst Energie produzieren, ins Netz einspeisen und so vom Consumern zu Prosumern werden. „All das kann nur mit digitaler Vernetzung gelingen. Die Energiewende ist ohne der Digitalisierung als Werkzeug nicht möglich“, bringt es Schmidt auf den Punkt.

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