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Test von US-Hyperschallflugkörper gescheitert

Vorstellung eines strategischen, hyperschallschnellen und seine Fluglage ändernden "Strike Glide Vehicle".
Vorstellung eines strategischen, hyperschallschnellen und seine Fluglage ändernden "Strike Glide Vehicle".Lockheed Martin
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Ein HAWC-Flugkörper brach Berichten zufolge von seinem Trägerflugzeug ab und wurde zerstört. In dem recht jungen Projekt wird an verlässlichen Scramjet-Flugkörpern mit mehr als Mach 5 Fluggeschwindigkeit geforscht.

In den USA ist ein geheimer Test eines hyperschallschnellen Flugkörpers vor wenigen Tagen offenbar gescheitert: Wie die Fachplattform Aviation Week berichtet, soll dabei das mit einem Scramjetantrieb versehene Gerät, das von der US-Luftwaffe und der Pentagon-Agentur für Spezialwaffen „DARPA" (Defense Advanced Research Projects Agency) im Rahmen des „Hypersonic Air-breathing Weapon Concept" (HAWC) entwickelt wurde, zerstört worden sein.

Die Rakete sei während eines Testlaufs des Triebwerks, bei dem sie fix an einem B-52-Bomber befestigt gewesen war, vom Trägerflugzeug weggebrochen und abgestürzt. Die B-52 soll zur 419. Testflugstaffel von der Edwards Air Force Base in Kalifornien gehören, sie blieb intakt.

Seitens DARPA gab es keine Auskünfte zu dem Vorfall. Allerdings war über Informanten zu erfahren, dass man Teile des Flugkörpers gefunden hatte, was wiederum andeutet, dass das Experiment über Land stattgefunden hatte und die Trümmer eben dort gefunden worden sind. Tests mit US-Hyperschallflugkörpern finden ansonsten in der Regel über dem Pazifik vor der US-Küste statt.

Über das HAWC-Programm ist sehr wenig bekannt. Es ist jungen Datums und hat laut DARPA einen Marschflugkörper mit Dauergeschwindigkeit von mehr als Mach 5 zum Ziel, zumindest sollen die Grundtechnologien für nachfolgende Fluggeräte erarbeitet und in ihrer Funktionsfähigkeit gesichert werden. Als Treibstoff des luftatmenden Triebwerks werden konventionelle Mischungen aus Kohlenwasserstoffen angestrebt.

Staustrahltriebwerk

Ein Scramjet ist eine Unterart eines Staustrahltriebwerks. Letztere Triebwerke sind einfach gesagt im Grunde nur Röhren, in denen die vorne einströmende Luft nicht, wie bei konventionellen Strahltriebwerken, durch bewegliche Teile (Verdichter) verdichtet wird, sondern durch die innere Form der Röhre und durch die Eigengeschwindigkeit der Luft selbst. Dann wird Treibstoff eingespritzt und gezündet, was den Antriebsschub erzeugt.

Um zu zünden und Schubkraft zu entwickeln, muss ein Staustrahltriebwerk aber durch externe Hilfe auf eine gewisse Sprunggeschwindigkeit beschleunigt werden, in der Regel auf 1000 bis 2000 km/h, mit Hilfsraketen oder ein Trägerflugzeug. Aus dem Stand heraus funktioniert ein Staustrahlantrieb nicht.

Im Englischen nennt man solche Triebwerke „Ramjets", die Luft wird im Inneren im Zuge der Verdichtung auf Unterschallgeschwindigkeit gebremst und mit Treibstoff vermischt. Bei einem Scramjet fließt die Luft hingegen überschallschnell durch, ebenso erfolgt die Verbrennung. Das ist dann natürlich viel komplizierter, weil für die Verbrennung praktisch kaum Zeit bleibt. Andererseits sind damit theoretisch Geschwindigkeiten von mehr als Mach 10, ja Mach 15 möglich.

Verzögerungen

Der HAWC-Erstflug war für 2019 avisiert. Zunächst favorisierte die DARPA dabei 2017 ein Projekt von Lockheed Martin mit einem Scramjet-Kern von Aerojet Rocketdyne. Später kam eine umgestaltete Rakete der Firma Raytheon dazu ins Rennen. Bei Aviation Week glaubt man, dass der gescheiterte Test sich mit dem Lockheed-Martin-Design zugetragen hat.

Im vergangenen Jahrzehnt haben China und Russland wesentliche Fortschritte im Hyperschall- und Scramjet-Bereich erzielt und gelten dabei mithin als führend; jedenfalls betreiben sie auffallend intensive Projekte gerade im Bereich weitreichender, strategischer Hyperschallwaffen, und vermelden häufig Erfolge, während aus Kreisen des US-Militärs und der Industrie zugegeben wird, diesen Bereich zumindest seit den 1990er-Jahren vernachlässigt zu haben.

Lockheed Martin

Im engen Zusammenhang mit HAWC bastelt die DARPA noch an weiteren Hyperschallkörpern, etwa einer taktischen Luft-Boden-Rakete. Überhaupt blüht die Forschung in den USA an solchen Geräte wieder kräftig auf.

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